Ich habe ja selbst schon fast nicht mehr daran geglaubt, dass ich mein neues Boot nochmal fertigkriegen wuerde. Seit Februar bastele ich nun daran herum und wenn auch noch ein paar Kleinigkeiten hier und da zu tun sind, habe ich letztes Wochenende offiziell die Bootsfertigstellung im Familien- und Freundeskreis verkuendet. Nach einer kurzen Jungfernfahrt mit der Familie stand dann nun am letzten Samstag der erste Fischtest an. Was nuetzt einem naemlich das schickste Boot wenn es Fische verjagt oder irgendwie verhext ist!
Ricardo und ich machten uns am spaeten Morgen zur Victoria Bootsrampe – mit Absicht sind wir nicht zur Stosszeit frueh morgens los weil ich den neuen Anhaenger mit den Bunks anstatt Rollen nicht im Chaos der Ungeduldigen ausprobieren wollte. Es ist tatsaechlich deutlich schwieriger das Boot auf einer flachen Rampe vom Anhaenger runterzukriegen. Auf laengere Sicht werde ich sicher wieder auf einen Rollenhaenger umsteigen.
Einmal im Wasser war es ein Genuss das Arima durch die ruhige See zu jagen. Der neue Propeller funktionierte ausgezeichnet und liess bei der heutigen leichten Ladung knapp 60 km/h zu. Mehr als genug! Wir duesten nach Oak Bay wo auf den Flats an den letzten Tagen ganz gut gefangen worden war. Dort mischten wir uns unter die 30 oder so anderen Boote. Ich machte die Downrigger klar und bestueckte die Ruten mit jeweils einem Sandaalimitat – ein Plasitksquirt und einen schlanker Blinker. Und dann ging’s ab auf Tiefe. Auf den Flats liegt die Wassertiefe zwischen 30 und 50 m und typischerweise jagen die Lachse Sandaale dicht am Grund.
Ich spielte ein bisschen mit der neuen Elektronik und die Zeit verging recht schnell fuer mich. Ricardo war etwas mehr gelangweilt, weil sich erstmal nichts tat. Wir sahen auch sonst keinerlei Action auf den anderen Booten. Alle genossen aber das warme sonnige Wetter. Dann sahen wir ein kleines Nachbarboot aktiv werden und einen schoenen Chinook nach langem Kampf einsacken. Ich konzentrierte meine Schleppstrecken um diese Fanggegend. Nach und nach spielte ich auch mit der Angeltiefe und schickte den Blinker auf 10 m ueber Grund. Kurz darauf sah ich diese Rute kurz rucken und dann tief in die Knie gehen!
Fish Oooooon! Was fuer ein lange vermisstes Gefuehl – als ich die stark gespannte Rute aus dem Halter holte und kurz Fuehlung aufnahm. Das war ein Guter und die Schnur flog auch schon von der Rolle. Als guter Vater reichte ich die Rute artig an meinen Sohn weiter, der nun einen spannenden Drill erlebte. Der Fisch wollte nicht aufgeben und zog immer wieder in die Tiefe. Besorgt suchte ich die Oberflaeche nach Robbenspuren ab. Vielleicht haben wir ja Glueck, dachte ich. Dann tauchte endlich ein silberner Schatten auf – und was fuer ein Brocken! So gross muss man ja gar nicht anfangen! Der ging locker auf 20 Pfund zu – und so hatte er auch gekaempft!
Dummerweise haben wir hier vor Victoria noch bis Mitte Juni die Regelung, dass man nur markierte Chinooks ueber 67 cm mitnehmen darf. Der war deutlich drueber! Kam jetzt alles darauf an ob eine Fettflosse vorhanden war oder nicht. Ricardo schleifte den Fisch neben das Boot und ich haette ihn keschern koennen, wollte aber keinen Fisch unnoetig keschern wenn wir ihn eh wieder freilassen mussten. So suchten wir beide fieberhaft an dem sich windenden Fisch zu erkennen, ob Fettflosse oder nicht. Leider, leider hatte der Lachs nicht so viel Geduld und machte ploetzlich eine Rolle und flupps kam der Blinker uns entgegengeflogen und der Fisch verschwand fuer immer in die Tiefe! “Ah, Mist!” war alles was uns dazu einfiel. Und wir wussten immer noch nicht ob wir ihn haetten behalten duerfen oder nicht. Naja, was soll’s, sagte ich – besser als wenn eine Robbe ihn erwischt haette! Vielleicht ging ja noch mehr.
Wir zogen nun unsere Bahnen immer wieder ueber diese Stelle und ich experimentierte mit allerlei Tiefen aber es liess sich kein Lachs mehr ueberreden. Wir beschlossen schliesslich noch mal einen Stellungswechsel zu unternehmen und duesten zur Constance Bank. Dort wuehlte die Gezeit das Wasser gerade stark auf und es war wie in einer Waschmaschine. Aber das Boot wiess sich als aeusserst stabil aus und es war fast ein Genuss durch das Gewuehle zu schleppen. Nach und nach liess die Stroemung nach und ploetzlich waren auch Fische da. Erst sah ich einen Haufen Futterfischwolken am Echolot und dann ruckte auch schon die eine Rute los.
Ich war sofort zur Stelle und diesmal gab ich die Rute nicht ab. Der Fisch war lange nicht so schwer wie der zuvor aber er kaempfte achtungsvoll - aber diesmal erfolglos. Ricardo schob den Kescher unter den Fisch und mein erster Fisch im neuen Boot kam an Bord! Na also! Gute 7 Pfund etwa, markiert wie die meisten der typischen Fresslachse. Wir freuten uns ueber den Erfolg!
Kurze Zeit spaeter ging die Rute nochmals ab und Ricardo durfte auch noch einen Lachs landen der noch ein bisschen kleiner als der zuvor war. Eine anstaendige Raeuchertonnenportion!
Dann packten wir ein und dampften zurueck. Es war nicht gerade Hochbetrieb am Schlachttisch und eine Menge Boote kamen mit leeren Kisten zurueck. Max-Waldi, mein neues Boot, scheint also durchaus ein fischiges Boot zu sein. Hoffentlich bald wieder auf dem Wasser!