Beiträge von cohosalmon

    Ich haette auch lieber schoene Fangberichte hier und jetzt eingestellt aber meine ersten beiden Heilbutttrips waren eine Nullnummer (siehe im Lachsangel-Thread). Selbst die guten Heilbuttguides muehen sich in diesem Fruehjahr ab den einen oder anderen Butt fuer ihre Kunden vom Boden zu kratzen. Keiner hat so eine richtig schluessige Erklaerung parat - letztes Jahr waren doch noch viele Butte vor Ort!? Wo sollen sie denn hingeschwommen sein? Sind die alle Vegetarier geworden? Nun ja, ich halte Euch auf dem Laufenden wie sich das so entwickelt.


    Fuer Derrik hier mal mein Buttrig:


    1) den Spreizdraht; ca. 40x15 cm um Tueddel beim Herunterlassen zu verhindern
    2) das Blei (bei unseren Stroemungen schon mal 1kg) an einem 20kg Vorfach an den kurzen Arm des Spreizdrahtes wobei das Blei-Vorfach mindestens gleich lang wie das Koedervorfach sein sollte damit bei Stroemungsstillstand der Koeder auch noch herumbaumeln kann und nicht ganz platt am Grund liegt
    3) ein 20 cm Stueck Mono (40 kg) dann ein Spinnerblatt gefolgt von einem 30-40 cm Edelstahlvorfach mit 2 grossen Einzelhaken ca. 15 cm versetzt.
    4) ein Gummi-squid (am besten Glow) ueber die Haken auf's Stahlvorfach aufgezogen.
    5) als Koeder nehme ich entweder einen ganzen Hering (Kopf ab - duftet besser) oder Bauchlappen vom Lachs. Auch schon mal Makrele wenn ich welche kriege.
    6) um noch mehr Duft zu erzeugen, schmiere ich immer noch Lockstoffe wie "Butt Juice" an den Koeder und Gummi-Squid.




    Manche benutzen statt Stahlvorfach einfach ein starkes Stueck Mono (1 mm o.ae.). Ich habe aber viel Downriggerkabelreste, die ich fuer die Buttvorfaecher verwende. Da wir viel mit Dornhaien beim Buttangeln kaempfen, finde ich das Stahlvorfach besser - sicherer. Kein Hai beisst das durch und so kann ich mir sicher sein, wenn dann der Buttbiss kommt, dass mein Geschirr intakt ist. Nach etlichen Haifaengen ist der Stahl natuerlich auch total verbogen und verknickt. Es haelt aber fuer einen ganzen Tag. Zu Hause tausche ich dann gegen ein neues Stahlvorfach aus.


    Wie schon oft in meinen Berichten erwaehnt, biete ich das ganze vom verankerten Boot am Meeresgrund an. Ich benutze eine ca. 2.1 m kraeftige aber mit flexibler Spitze versehene Grundrute mit einer Penn Squall 50 Rolle und 40kg Geflochtener. Unsere typischen Buttgruende sind etwa 70-100m tief. Wenn der Anker sitzt, lasse ich am Downrigger einen Duftsack mit allerlei Fischabfaellen zum Grund hinab. Dann lasse ich 2 Ruten am Heck ein bis das Blei auf Grund schlaegt. Ein paar Kurbeldrehungen, so dass das Blei bei den Wellenbewegungen immermal auf dem Boden auftrifft. Dann abwarten.


    Beim Biss bleibt oft die wippende Spitze kurz stehen - da springt man zur Rute und macht sich kurbelbereit - um dann Sekunden danach brutal nach unten gerissen zu werden. Feste und sichere Rutenhalter sind Pflicht sonst ist die Rute weg! Wenn der Butt abzieht und die Rutenspitze nach unten reisst, ziehe ich den Bremshebel kurz zu und kurbele kraeftig in-den-Fisch hinein, anstatt einen traditionellen Anschlag zu setzen. Ich habe einige Butte verloren als ich beim Biss die Rute erst aus dem Rutenhalter herausgeholt hatte und bis ich dann fertig zum Anschlag war, war der Fisch weg. Ich habe eine bessere Quote wenn ich wie beschrieben direkt beim Biss in den Fisch hineinkurbele; dass treibt den (oder beide) Haken tief durch die ledrige Haut ins Fleisch. Wenn der Haken einmal richtig im Butt greift, geht ein Butt selten wieder verloren. Der kritische Moment ist der Anschlag, der muss durchkommen. Und meine Methode (nicht wirklich meine alleinige) erreicht das sehr gut. Es kommt schon mal vor, dass man zu frueh ankurbelt - meistens wenn der Butt nicht richtig abzieht sondern nur am Koeder herumreisst. Wahrscheinlich inhaliert der Butt den Koeder und spukt ihn dann wieder aus und schnappt wieder zu.... Man sieht dann die Rutenspitze tanzen. Dann muss man geduldig sein oder einfach einen Anschlag riskieren. Solche Bisse sind schwer einzuschaetzen - aber solche Bisse sind auch nicht die Norm. Angelt man mit Kunstkoeder auf Butt sind diese Rein-Raus Bisse haeufiger weil der Butt ein bisschen mit dem Koeder spielt und vielleicht auch skeptisch ist. Daher gibt es beim Kunstkoeder-Buttfischen auch mehr Aussteiger. Naturkoeder werden vom Butt meist vertrauenswuerdiger genommen und damit steigt auch die Fangquote.


    Beim Drill kann man jede Form erwischen. Manche Butte haengen wie ein schwerer Sack dran und kommen fast ohne Gegenwehr nach oben als ob sie es gar nicht gemerkt haetten, dass die gehakt sind. Bei solchen "gruenen" Butten muss man bei der Landung ganz vorsichtig sein - die explodieren foermlich bei der ersten Beruehrung. Eine Harpune ist da ein Segen. Solche Butte wenn ueber 25kg verbiegen fast jedes Gaff und zerfetzen jeden Kescher. Ein Flying Gaff funktioniert muss aber mit dem ersten Versuch einwandfrei sitzen denn gleich tobt der Butt! Hat man keine Harpune oder es ist sehr wellig und man traut sich den fehlerfreien Einsatz eines Flying Gaff nicht zu, versucht man am besten gar nicht erst den "gruenen" Butt zu landen sondern tippt ihn nur kurz an und laesst ihn dann wieder zum Grund saussen um sich vor der Landung muede zu toben. Andere Butte legen gleich los und kommen dann auch muede zum Boot und machen nicht mehr so viel Theater. Man kann auch einen "gruenen" Butt erreichen wenn man praktisch nicht pumpt sondern den Butt nur langsam und sachte ueber die Rolle nach oben bringt. Damit reduziert man dann nochmals das Risiko dass der Butt waehrend des Drills aussteigt aber wie gesagt, man hat dann besser ein stabiles und sicheres Landungskonzept parat.


    Das wichtigste beim Buttangeln im Tiefen ist die Duftspur. In 100 m Tiefe ist es stockdunkel und Butte rauben nicht auf Sicht. Farben spielen dann keine Rolle - ausser Glow. Der Vorteil beim Grundangeln vom verankerten Boot ist, dass man eine gute und weitreichende Duftspur auslegen kann. Man muss daher auch nicht unbedingt direkt ueber den Butten ankern. Der Duft des Duftsackes und der Koeder holt die Butte heran. Je nachdem wie weit weg die Butte gerade herumzogen kann das 10 Minuten oder auch 3-4 Stunden dauern. Je mehr Duft, desto besser! Daher eignen sich oelige und fetthaltige Koeder am besten. Die Expertenguides wissen noch besser als ich wo sich die Butte wann (bei welcher Gezeitenskonstellation) aufhalten und koennen so die Wartezeit noch deutlich verringern. Die Wochenendangler wie ich begnuegen sich die generellen Jagdgruende der Butte zu kennen und dann dort die Duftspur aufzubauen und auf die Butte zu warten. Ist auch sehr erholsam diese Grundangelei - wie beim Karpfenansitz. Allerdings koennen die Haie wie die Weissfische beim Karpfenangeln diese Ruhe betraechtlich beeinflussen.


    Noch ein Wort zum Ankern; das ist in 100m Tiefe bei flussaehnlichen Stroemungen nicht ungefaehrlich und sollte mit Vorsicht und Sorgfalt gemacht werden. Die groesste Gefahr besteht wenn man die Ankerschnur in den Propeller kriegt waehrend der Anker noch festsitzt. Augenblicklich dreht sich nun das Boot mit dem Heck gegen die Stroemung und meist auch Wellen und kann so buchstaeblich in Sekundenschnelle ueber das Heck sinken. Es wird wie ein Wobbler gegen die Stroemung heruntergezogen. Es passieren solche Unfaelle immer wieder und auch ich weiss von was ich schreibe! Immer genau wissen wo die Ankerschnur ist wenn man das Boot bewegt. Und natuerlich verankert man das Boot waehrend des Angelns IMMER am Bug! Immer mit dem Bug zum Anker!


    Das diese Buttangelei vom verankerten Boot auch in Norwegen hervorragend funktioniert, hatte mit vor vielen Jahren ein Fischer am Romsdalfjord gezeigt.

    Ihr habt recht, die grossen Butte freilassen sollte am Ende nicht der Sargnagel der grossen Meeresangellodges sein. Da ja schon fuer ein paar Jahre ein Butt-Maximalmass von 136 oder 133 cm galt (~70 lbs) ist das Butt C&R ja schon nicht ganz neu. Viele lokale Guides die ich kenne haben schon vor einer Weile auf Kreishaken am Buttgeschirr umgestellt und nicht allzuviel Probleme gehabt die grossen Platten unversehrt freizulassen. Viele Guides vermeiden jetzt auch die Stellen nahe der Felsriffe wo die groesseren Butte haeufiger zu finden sind. Viele konzentrieren sich jetzt auf die sogenannten Chicken Ranches, sandig/kiesige Plateaus - oft bisschen offshore - wo sich generell die Buttkinderstube (bis ca 50 Pfund) herumtreibt.


    Die high-end Lodges wo man schon mal $10000 fuer 4-5 Tage hinblaettern kann, muessen eben ihr Marketing umstellen. Bisher haben sie eben noch mit Trophaeen und vollen Filetboxen geworben um so den exorbitanten Preis zu rechtfertigen. Es ist halt einem zahlenden Kunden schwer zu verklickern, dass er seinen vielleicht ersten und einzigen Monsterbutt seines Lebens wieder freilassen muss waehrend der kommerzielle Longliner nebenan jede Groesse mitnimmt. Man darf nicht vergessen, dass dieses Max-Mass nicht wirklich eine Schonungsmassnahme fuer grosse Brutweibchen ist sondern eine Massnahme der Tonnnagebeschraenkung fuer die Sportfischerei um moeglichst eine lange Saison zu erhalten. Wir haetten auch eine 2 Monate kurze Saison waehlen koennen und dann mit Entnahme aller Buttgroessen. Den Lodges haette das eher gepasst denn deren Saison ist eh hauptsaechlich Juli/August. Aber das passte natuerlich den einheimischen Anglern nicht die gerne das ganze Jahr Buttangeln wollen. Politik eben! Man muss auch wissen, dass die Berufsfischerei 85% der kanadischen Buttquote kriegt und der Sportsektor nur 15%. Das zu aendern ist ein anhaltender Kampf. Studien haben gezeigt, das ein Pfund gefangener Heilbutt bei der Berufsfischerei ca. $10 fuer die BC Wirtschaft bringt, aber mind. $50 durch die Sportfischerei. Wenn Du eine begrenzte Menge Butt zur Verfuegung haettest, wem wuerdest Du wieviel Anteil geben?


    Apropo an Bord bringen, auch da gibt es Studien die belegen, dass schwere Fische stark Schaden nehmen wenn aus dem Wasser gehoben. Innere Organ oder Wirbelschaeden durch Eigengewicht ohne Auftrieb! Mal ganz abgesehen von der Gefahr eines tobenden Buttes im Kleinboot, ist es hier verpoent grosse Butt zum Fangfoto aus dem Wasser zu holen. Ueber die Grenze von uns im Sueden ist es regelrecht verboten (nicht nur fuer Butt) und wird strafverfolgt. Facebook ist da der Fischpolizeis beste Beweisquelle!


    Ich habe vor 2 Jahren auch meinen groessten Butt (1.7 m) einfach neben dem Boot abgehakt. Klar, in den Fotos ohne Bezug kann man die Groesse nicht wirklich erkennen. Baden gehen wollte ich aber nicht - war zu kalt! Aber es waere mir nicht eingefallen dieses Monster lebendig an Bord zu holen - das waere niemals gesund fuer den Butt oder meine Crew ausgegangen!

    Es ist ja nicht so, dass ich gar nicht mehr angeln gehe aber ich bin einfach nicht zum Schreiben gekommen! Aber es war anglerisch gesehen auch nicht allzuviel los hier. Viel Fischereipolitik diesen Winter; aus folgenden Gruenden – das wird vielleicht einige von Euch interessieren, die eine BC Angeltour planen:
    Heilbutt; die Bestaende an jungen Heilbutten ist im Nordpazifik bei Alaska durch einen jahrelangen unglaublichen Beifang bei der Pollock Trawlfishery zusammengebrochen. Da die Pollock-Schleppnetzer keine Heilbuttquote haben, muessen sie die kleinen Heilbutte wieder reinschmeissen – die allermeisten tot. Die geschaetzte Tonnage dieser Verschwendung ist hoeher als die gesamte kanadische jaehrliche Heilbuttquote! Unglaubliche Schweinerei, die Folgen fuer die Bestaende mussten kommen und sind nun da. Die Wissenschaftler haben nur wenig juengere Generationen im Norden gefunden und die Alarmglocken schrillen lassen. Interessanterweise haben die Wissenschaftler in BC Gewaessern gesunde und ausgewogene Buttbestaende vorgefunden. Keiner weiss so richtig wie weit die Butte eigentlich wandern oder auch nicht und ob sie regionale Sub-Bestaende bilden. Nach den kanadischen Bestandszahlen nach muesste man keine strikteren Fangregeln befuerchten aber weil der Pazifische Heilbutt nunmal als pazifikweite Gattung gezaehlt wird und von USA/Kanada gemeinsam bewirtschaftet und gemanaged wird, ziehen die Alaskaschweinereien auch uns in BC mit hinunter. Es wurden Fangbeschraenkungen fuer beide Laender festgelegt und fuer uns Angler bedeutet das sein neues Hoechstmass von 115 cm fuer einen entnommenen Heilbutt (ca. 40 Pfund). Die Lodges und andere, die von Tourianglern abhaengen, toben. Und es ist unklar ob denn auch dieser Beifangwahnsinn erledigt wird oder einfach so weitergeht (Millarden $ Industrie). So sieht es wohl aus, dass fuer die naechsten Jahre nur Kuechenbutte ins Boot kommen, der Rest muss wieder freigelassen werden.


    Lachs: Die Rueckkehrraten von praktisch allen pazifischen Lachsarten waren im gesamten Nordpazifik sehr bescheiden in 2017. Einige wenige Lichtblicke bildeten da die Ausnahme. Und die Aussicht fuer dieses Jahr ist wohl noch schlimmer. Es hatte sich zwischen 2013-2016 im offenen Nordpazifik eine ungewoehnlich warme Stroemung gebildet die die Nahrungskette negativ beeinflusst hatte und den Lachsen nicht genug Futter bot. Daher, so vermuten die Wissenschaftler, sind die Bestaende aller 5+1 Arten eingebrochen und werden sich erst in ein paar Jahren wieder erholen solange diese Warmstroemung nicht wiederkommt. Es sind alle grossen Lachsstroeme von Kalifornien bis Suedalaska betroffen (Sacramento, Columbia, Fraser, Skeena, Stikine, Kenaii,…). Harte Fangbeschraenkungen werden einsetzen, wie die genau aussehen, weiss noch keiner. Aber es wird schlecht fuer viele Flussfischereien aussehen (Fraser, Skeena…) – man spricht sogar von komplettem Lachsangelverbot im Skeena und am Fraser. Vielleicht wird es nur ein Entnahmeverbot aber es steht wohl alles zur Diskussion. Die Lodges, Resorts und Guides raufen sich die Haare vor Verzweiflung. Da koennten einige daran kaputt gehen. Fuer die Meeresangelei wird es auch oertliche Beschraenkungen geben – auch hier vor Victoria brodeln unnette Geruechte – allerdings erwarten wir keine Vollsperrung. Mal sehen….


    Das sind alles keine sehr rosigen Aussichten fuer die naechsten paar Jahre. Wer auch immer eine Westkuestenreise plant, bitte erkundigt Euch vorher genau, nicht das Ihr dann hier voellig entaeuscht seid, weil nichts erlaubt ist. Ich wuenschte ich haette bessere Nachrichten! Noch mehr wuensche ich mir, dass das alles nur ein voruebergehender Zustand ist und die Bestaende sich wieder erholen. Es waere ja nicht das erste Mal in der Geschichte, das Bestaende komplett verschwinden!
    So, nach diesem Gloom und Doom will ich mich aber auf die positiven Aspekte dieser Saison konzentrieren. Ich habe wieder mit meinen Soehnen und deren beiden Freunden einen Trip zum Nootka Sound gebucht. Anfang Juli, fuer 4 Tage. Ein dritter Vater kommt noch mit seinem Sohn und seinem Boot mit und so werden wir hoffentlich wieder ein schoenes Vaeter/Soehne-Erlebnis haben. Die Fischerei vor dem Nootka Sound duerfte nicht ganz so arg betroffen sein mit den ganzen Bestandsproblemen da Nootka Sound selber ein anstaendiges Brut-und Stuetzprogramm fuer Chinooks und Cohos hat und ausserdem direkt am Salmon-Highway vor West-Vancouver Island liegt wo so ziemlich alle Lachsstaemme entlangziehen – geballte Ladung!


    Im August werde ich dann wieder mit meinen Freunden Dave, Carl, Glenn, Ross und meinem Sohn Ricardo auf unsere Maenner-Angeltour gehen (nicht das da jemals Frauen haetten mitkommen wollen!) und das Ziel dieser Tour wird Bamfield am Barkley Sound sein (auch West Vancouver Island). Da wird schon was gehen!
    Dazwischen geht es 2 Wochen zu meinen Freunden in Minnesota wo wir uns eine Woche an den Leech Lake legen werden und sicher auch mal die eine oder andere Angel auswerfen werden – Barsch, Hecht und Zander – wenn ich das ueberhaupt noch kann!


    Und bis dahin werde ich das beste aus unserer Situation hier vor Victoria und Sooke machen und auch mal die eine oder andere Forelle im Suesswasser aergern.


    Ich war bis jetzt erst zweimal auf Heilbutt draussen. Wind, Gezeiten und Verpflichtungen liessen einfach nicht mehr zu. Einmal mit meinem Sohn Alex und wir zogen eine komplette Butt-Schneidernummer – kein Biss! Ein weiteres Mal alleine bei recht rauhen Wetter – wollte es erzwingen. Zweimal war die Rute krumm und ich jubilierte innerlich, dass endlich der erste 2018 Butt unters Messer kommen wuerde – zweimal entpuppte sich der Widersacher als ein Rochen! Aber was hatte ich auch erwartet? Ich hatte um etwas Windschutz zubekommen an einer Stelle geankert, an der ich mit meinem Freund Claude vor 13 Jahren mal 20plus Rochen gefangen hatte (neben 2 Butten) und den wir damals Skate Heaven getauft hatten. Ich dachte doch das war nur ein Zufall gewesen, dass da so viele Rochen an einem Platz versammelt waren - damals. Nee, das muss so was wie ein Rochen-Treffplatz sein; und diesmal waren anscheinend auch keine Butte darunter.
    An dem Tag mit Alex hatten wir uns dann nach erfolgloser Buttjagd noch zu ein paar Runden Lachsschleppen in der Whirl Bay entschlossen. Und tatsaechlich schnappte ploetzlich die eine Rute zurueck und ruckte ungeduldig los. Alex war gleich dabei und machte Druck. Es kam ein brauchbarer Winter Chinook zu Tage der am Boot nochmal ordentlich Rabatz machte bis er im Kescher lag. Na wenigstens hatten wir etwas um die vielen hungrigen Maeuler zu Hause zu stopfen. Ein weiterer Keeper war uns leider nicht vergoennt an diesem schoenen, sonnigen Tag. Ich hoffe es gibt bald wieder eine Gelegenheit!

    Nach langer Abstinenz mal wieder ein Bericht von mir. Ich bin wirklich nicht viel zum Angeln gekommen in diesem Winter. Lag teilweise an den familiaeren Verpflichtungen aber auch an dem unangenehmen Wetter. Waehrend wir sonst um die Weihnachtstage eigentlich immer feines Angelwetter hatten, mussten wir uns diesen Winter doch tatsaechlich mit Eis und Schnee und Frost herumplagen. Den Januar ueber hatte es nur aus allen Eimern geschuettet – und bei solchen Wetterbedingungen kriegt mich auch keiner auf’s Meer. Ich habe mit meinen Jungs allerdings in den seltenen Regenpausen den einen oder anderen Abstecher an die lokalen Seen gemacht bei denen wir einige Forellen aergern konnten. Da konnte ich mal einige meiner neuerdings selbstgebundenen Fliegen ausprobieren. Ein faszinierendes aber auch anspruchsvolles Hobby, zumindest wenn man sich wie ich an sich selbst hohe Ansprueche stellt. Die Fische scheinen da weniger waehlerisch zu sein denn auch die meines Erachtens nach misratenen Fliegen fanden Abnehmer!


    Ein deutscher Tourist brachte mich dann mal wieder richtig zum Angeln! Moritz kontaktierte mich durch das Forum und erzaehlte mir, dass er ab Februar einige Wochen durch Nordamerika cruisen wuerde und dabei einige Zeit auf Vancouver Island verbleiben wuerde. Ich schlug ihm einen Steelheadtrip am Cowichan River vor da Lachs im Meer nicht sehr vielversprechend klang und Heilbutt erst ab Maerz losgehen wuerde. Moritz war sofort begeistert und uebte schon mal mit einer schnell besorgten Fliegenausruestung an den Baechen nahe Campbell River – mit beachtlichem Erfolg, muss ich sagen! Wir hatten uns dann fuer den 28.2. frueh morgens am Highway in Duncan verabredet nachdem ich uns einen Driftbootguide fuer den Tag organisiert hatte. Die Tage zuvor hatten wir bange die Flusspegelstaende beobachtet, da durch den Dauerregen im Januar die Fluesse zu reissenden und nicht-beangelbaren Stroemen angeschwollen waren. Da aber der Februar relativ trocken blieb, kamen die Pegelstaende schoen runter und der Fluss war am 28.2. dann in perfekter Verfassung.


    Wir trafen unseren Guide Nelson am Coffeeshop am Highway und folgten ihm dann im zweiten Fahrzeug. Nelson berichtete, dass er gestern in einer unteren Flussstrecke 4 Steelheads erwischt hatte und schlug daher vor die Flugangelstrecke links liegen zu lassen und uns auf die untere Strecke, wo man auch mit anderen Methoden angeln darf, zu konzentrieren. Wir hatten vollstes Vertrauen in Nelson’s Einschaetzung. Wir hatten damit eine etwa 20 km Flussstrecke vor uns. Wir liessen das zweite Fahrzeug an der Endstelle und liessen das Driftboot flussaufwaerts ein. In den umliegenden Bergen lagen noch einige Schneereste gar nicht so weit hoeher – es war kuehl und sah nach Regen aus. Ich schluepfte schnell in meine Neoprenwathosen, die mich warmhalten wuerden. Nelson hatte Moritz nicht nur Angelzeug mitgebracht sondern auch Wathose, Watstiefel und Regenjacke. Auto-Schwimmweste drueber und wir waren fertig fuer die Wildwasserfahrt!


    Nelson wies uns noch kurz am Geraet ein und die generelle Taktik; wir fischten mit Spinnrute und Posenmontage mit Lachseiimitaten als Koeder. Ich hatte zwar meine eigene Spinnrute mit, probierte aber immermal wieder die Baitcaster oder die Centerpinausruestung von Nelson – besonders wenn ich einen Abriss hatte und Nelson wieder neu montieren musste. Ich hatte aber auch wirklich einen verlustreichen Tag; ich glaube ich bueste 5 Posen plus Koeder und Blei ein! Anfaenger!
    Das interessante beim Steelheadangeln ist die Standortwahl. Ich habe mein ganzes Leben an Fluessen geangelt und meine die guten Flussangelstellen lesen zu koennen. Fuer Flussforellen, Barsche, Zander, Hechte…. alles intuitiv. Nur Steelheadforellen verhalten sich anders! Vielleicht ist auch das ein Grund warum die Steelhead fuer Anfaenger so schwer zu fangen ist – aehnlich der deutschen Meerforelle als der Fisch der 10000 Wuerfe verschrien. Die Steelies fressen nicht richtig im Fluss und liegen daher auch nicht in den ueblichen Gumpen, Kehrstroemungen oder unterspuelten Ufern auf Lauer. Die Steelies ziehen den Fluss in kleinen Trupps hoch um an ihre Laichstellen zu kommen. Sie schnappen nach fressbarem wenn es ihnen praktisch vor die Nase schwimmt aber machen keine grossen Anstalten etwas zu jagen. Da im Winter, der Hauptwanderzeit der Steelheads, losgespuelte Lachseier im Fluss umherdriften, sind diese eine leicht zu schnappende Nahrung fuer die Steelheads. Daher die Vorliebe fuer alles in pink/rot.


    Die Steelies ziehen also im Fluss und suchen sich meist im offenen Flussbereich den Weg des geringsten Widerstandes. Oft ziehen sie am Rande der schnellen Stroemung von Stein zu Stein in deren Stroemungsschatten sie kurz rasten. Nur selten sind die Steelies in unmittelbarer Ufernaehe zu finden. Oftmals sehen die besten Fangstellen fuer mich gar nicht fischig aus – einfach ein Stroemungssaum direkt neben der vollen Hauptstroemung. Und die Steelheads liegen immer dicht an den Grund geduckt um dort die langsameren Stroemungsverhaeltnisse zu nutzen. Man kann diese Fische also in den seltensten Faellen vorher sehen; manche sagen sogar, dass Steelheads die man sieht unfangbar sind, weil sie einen selber schon laengst gesehen haben.


    Nelson wies uns an – vorallem Moritz als den blutigen Steelheadanfaenger – wohin wir werfen sollten und wo wir es gar nicht erst versuchen brauchten. Wir fischten entweder vom driftenden Boot waehrend Nelson das Boot kontrolliert durch die Stellen manoevrierte, oder wir ankerten im Fluss und bearbeiteten eine Stelle dann besonders intensiv. Moritz kam mit dem Geraet schnell klar und ging konzentriert zur Sache. Wir fischten in einer wildromantischen Flussumgebung. Auch wenn man nichts fangen wuerde, so eine Drift auf einem Wildfluss ist immer ein tolles Erlebnis!


    An einer sich verbreiternden Stelle, wo der Fluss gerade aus einer schnellen Flusskurve herauskam, sagte Nelsen wir koennten beidseitig einwerfen. Ich warf links und Moritz rechts und wir verfolgten wieder den Lauf unserer Posen. Ploetzlich sah ich Moritz anrucken und seine Rute sich kruemmen. Fish On! Nelson liess schnell den Anker runter und stoppte uns so am Platz. Ich holte ein und verfolgte den Drill. Wir konnten schon ein paar Mal etwas silbernes blitzen sehen. Der Fisch war kampfstark und nutzte die Stroemung zu seinem Vorteil. Nur nach und nach brachte Moritz den Fisch heran und geschickt kescherte ihn Nelson. Moritz bestaunte seine silberblanke erste Steelhead. Nicht die groesste aber ein wunderschoener Fisch. Er holte sie behutsam aus dem Gummikescher und hielt sie kurz fuer’s Erinnerungsfoto hoch bevor sie wieder in den Fluten verschwand. Auf Vancouver Island ist fuer alle Flussforellen Catch and Release Pflicht, besonders fuer die selten gewordenen Steelheads.


    Na das fing doch gut an dachten wir. Neu angespornt warfen wir unsere Koeder an die vielversprechenden Stellen nach Nelsons Anweisungen. Wir drifteten durch einige ordentliche Stromschnellen die unser stabiles Aluboot ganz schon durchruettelten und mich im Bug sitzend wie bei einem Rodeo am Sattel festhalten liessen. Nelson steuerte uns klasse durch das weisse Zeug! Ich versuchte andere Ruten mit anderen Koedern. Nelson gab mir die Centerpinrollenrute mit einem pinken Gummiwurm bestueckt. Wer wuerde denn einen pinken Gummiwurm wollen? Da sah doch wie ein gutes Haribostueck aus. Aber Nelson bestaetigte, dass an manchen Tagen der Gummiwurm alle Fische fing. Seltsamer Biester, dachten wir!


    Hinter einem angeschwemmten Baumstamm lag ein Stroemungsschatten den ich im vorbeitreiben anwarf. Die Pose verharrte einige Sekunden im ruhigen Kehrwasser bis die Stroemung sie ergriff und weitertrieb. Gerade als die schnelle Stroemung die Pose wieder in die Hauptstroemung ziehen wollte, wurde die Pose brutal nach unten gerissen. Ich hieb an – musste allerdings feststellen, dass ich einen kleinen Schnurbogen draussen hatte und so gelang mir der Anschlag nicht so wie gehofft. Ich spuerte Widerstand und zwei heftige Kopfstoesse eines schweren Fisches und meinte auch kurz ein silbernes Aufblinken in der Tiefe gesehen zu haben – war ja nur etwa 3 m neben dem Boot. Und dann war der Spuk weg. Mist! Ich bekam aber keine zweite Chance auf den Fisch denn wir waren nun schon stromab getrieben. Sehr schade!


    Dann kamen wir an eine weite Flusskurve die “Wash-Out” genannt wurde. Hier floss der Fluss breit und maessig schnell um eine 70 Grad Kurve. Der Saum zum Prallhang sah besonders gut aus aber Nelson meinte, die ganze Flusskurve hielt Fische. Hier haette er gestern zwei Steelies erwischt. Wir sahen auch einen Uferangler die Gleitseite mit der Fliegenrute bearbeiten. Wir ankerten mitten im Flussbett und Moritz nahm sich die Prallhangseite vor. Ich warf gar nicht richtig sondern liess meinen Koeder nur neben dem Boot ein und liess ihn den Fluss runter treiben, bis ich die Pose am Ende der Kurve aus den Augen verlor. Ploetzlich zeigte Nelson Richtung des Uferanglers; der stand mit vollgekruemmter Rute halb im Fluss. Haenger? Oh nein! Da waelzte sich ploetzlich was mitten im Fluss! Wow! Wir beobachteten diesen Kampf, der bestimmt eine gute Viertelstunde andauerte. Dann hatte der Angler den Fisch vor den Fuessen und versuchte mit einem normal-kleinen Watkescher zu keschern. Ging wohl nicht, der Fisch war viel zu gross fuer das kleine Netz. Wir sahen einen relativ dunklen Koerper mit gewaltigen Ausmassen vor seinen Fuessen rollen. Da passierte es wohl und der Haken kam los und der Fisch war weg bevor der Angler eine Chance gehabt hatte, ihn richtig zu halten und zu bewundern. Der musste an die 20 Pfund gewesen sein. Wohl schon in voller Laichfaerbung. An der Fliege – unglaublich, mein ultimativer Traum!


    Da muessen doch noch mehr sein an dieser Stelle! Ich nahm mal wieder die Baitcasterrute mit einem mini-pinken Spin-o-glow. Als die Pose schon kaum mehr in der Ferne am Kurvenausgang zu sehen war wollte ich einholen, da spuerte ich Widerstand. Ich ruckte an und Yeeeessss! - ich fuehlte das wohlige rucken und ziehen eines widerspenstigen Fisches. Nelson ueberpruefte noch mal kritisch meine Bremseneinstellung und dann begann der Tanz! Der Fisch war mindestens 50 m flussab und dort wurde es flacher, schneller und auch steiniger. Ploetzlich war der Widerstand weg – so schien es zumindest – ich kurbelte wie ein Berserker und fand gluecklicherweise wieder Gegenwehr. Er war mir nur ein Stueck entgegengeschossen gekommen. Dann sahen wir den Fisch kurz unter der Oberflaeche ca. 15 m hinter dem Boot herumwirbeln. Schwupps waren wieder 10 m Schnur weg. Die Bremse lief einwandfrei! So ging das noch ein paar Male hin und her. Dann brachte ich den Fisch neben das Boot. Hier stroemte es aber ganz ordentlich und es war nicht einfach zu keschern. Der erste Versuch ging fehl und der Fisch tobte nun neben dem Boot. Auweia!


    Nelson hiess mich den Fisch halb am Boot vorbei zu ziehen, dann platzierte er den Kescher hinten am Boot und ich liess die Forelle hineindriften. Geschafft! Ha! Mein Steelheadglueck war zurueck – nachdem ich bei der letzten Tour vor einem Jahr zwei Stueck verloren hatte und keine hatte landen koennen! Ich strahlte als ich den schoenen vielleicht 60 cm langen aber sehr schlanken Fisch kurz hochhalten konnte. Dann flitzte er wieder in das gruene Wasser! Toll! Wir suchten die gleiche Stelle noch eine Weile ab aber es sollte nichts mehr gehen.


    Wir hatten noch eine lange Driftstrecke vor uns und so machten wir uns bald wieder auf den Weg. Es fing nun an zu nieseln – das typische ungemuetliche Westcoast-Winterwetter das symptomatisch fuer Winter-Steelheadangeln ist! Ist nicht jedermanns Sache! Auch gut so! Wir konnten auf einer weiten Flussstrecke keine weitere Forelle zum Anbiss ueberreden. Mittlerweile begegneten wir auch noch einem anderen Driftboot. Dann ankerten wir mal wieder an einer breiten und schnellstroemenden Stelle, dicht vor dem Ufer das hier mit undurchdringlichem Weidengestruepp gesaeumt war. Weiter unten hatte sich Treibholz mitten im Fluss angesammelt und staute das Wasser da etwas auf. Wir warfen einfach stromauf und liessen die Koeder ca. 20-30 m stromab treiben und dann wieder von vorne. Da kamen schon einige Dutzend Wuerfe zusammen. Nelson machte auch mit. Wir erzaehlten uns allerlei, Moritz hoerte gespannt zu was wir so von der BC Angelei berichteten. Er erzaehlte uns von seinen Angelerlebnissen an Elbe und Weser. Nelson hatte auch mal ein halbes Jahr in Bremen verbracht und konnte da auch mitreden.


    Aus Faulheit liess ich nun meine Pose noch vom Stroemungsdruck bis dicht vor den Weidenguertel treiben und holte erst ein als die Montage schon fast in das Gestruepp trieb – ein gefaehrliches Spiel. Da verschwand meine Pose ploetzlich direkt vor dem Gestruepp eine ganze Strecke flussab. Auf diese Entfernung war man nie sicher ob der Koeder nur irgendwo festhing oder man einen Biss hatte, aber man musste instinktiv anschlagen um eine Chance auf Fisch zu haben. Die Kunstkoeder werden von den Steelheads blitzschnell wieder ausgespukt wenn man zu lange wartet. Ich ruckte an und diesmal war kein Schnurbogen da und die Rute war im selben Moment krumm. Fish on! Das weckte meine Mitangler auch auf! Der Fisch sprang und tobte direkt vor den Weidenstaengeln und zog dann weiter flussab am Pflanzensaum entlang. Oh oh, wenn das mal gut geht. Nelson holte den Anker ein und fuhr dem Fisch hinterher, der jetzt in der Stroemung stand. Ploetzlich kam er auf uns zu, zog direkt am Boot vorbei und durch einige Weidenzweige die im Wasser standen. Nelson ruderte sofort stromauf und ich gab mir alle Muehe meine Schnur durch die Zweige hindurchzudirigieren. Bange Sekunden aber ich hatte Glueck und der Fisch kam aus dem Gestruepp herausgeschossen, unter dem Boot durch und Richtung Flussmitte. Ich steckte die Rutenspitze tief ins Wasser und fuehrte die Schnur so zur anderen Bootsseite herum. Huch, noch mal gutgegangen; Gott sei Dank hatte wir keine Ankerschnur draussen. Jetzt war der Fisch im Freien und ich konnte ihn ausdrillen. Bald langte Nelson mit dem Kescher zu und ich hatte meine zweite Steelhead heute! Etwa die gleiche Laenge wie die erste aber deutlich besser im Futter; vielleicht 7 Pfund.


    Nun beackerten wir noch ein bisschen den gleichen Weidensaum stromab aber ausser ein paar Montageverlusten meinerseits ging da nichts mehr. Weiter gings. Wieder durch einige tolle Stromschnellen und Flussengen wo sich das Wasser tuermte. Rafting gleich mit dazu, klasse! Wir ankerten an ein paar Kiesbaenken und Flussinseln und warfen unsere Koeder in viele schoene Stellen die nur so nach Forellen schrien. Ich hatte auch heimlich gehofft dass auch die eine oder andere Bachforelle oder Regenbognerin mal das Eiimitat schnappen wuerde, wie es vor einem Jahr im oberen Flussabschnitt der Fall gewesen war. Aber Nelson meinte, dass die Regenbogner voll im Laichgeschaeft im oberen Fluss waeren und die Bachforellen erst so Ende Maerz richtig aktiv werden wuerden. Hier und heute waere es eine reine Steelheadshow.


    Wir mussten weiter, hatten wir doch noch etliche Kilometer vor uns und es war schon nach Mittag. Jetzt angelten wir meistens vom treibenden Boot aus. Wir kamen auf einen wilden Katarakt zu aber kurz vorher meinte Nelson noch mal hinter einen im Fluss liegenden Felsbrocken einzuwerfen. Ich hatte nun meine Spinnrute im Gebrauch und konnte damit punktgenau anwerfen. Mein kleiner Spin-o-Glow landete genau hinter dem Stein und die Pose taumelte in der Stroemung dahinter. Schwupp und die Pose war weg; ich schnell den Buegel zu und angeruckt. Oje, schwerer Widerstand! Fish On! Der Fisch sausste wie wild hinter dem Felsen herum und wir trieben schnell weiter! Die Schnur sausste nur so von meiner Rolle. Ich schaute mich um und sah getuermte Wellen nur noch 20 m stromab. Nelson meinte wir koennen hier nicht mehr ankern – wir muessten nun dort durch! “Waaaassss? Mit meinem schoenen Fisch am Band dort durch dieses tosende Wasser durch?” Nelson zuckte nur grinsend die Schultern: “Du wirst das schon schaffen!”. Moritz schaute gespannt zu und hielt sich gut am Sitz fest. Ich musste den Fisch in die Hauptstroemung kriegen um ihn mit stromab mitzunehmen. Ich drehte die Bremse zu und machte Druck. Der Fisch kam hoch und waelzte sich und schlug wild um sich. Ich muss dazusagen, alle Flussangelei muss mit Schonhaken verfahren. Was war schon die Chance dass ich den Fisch an einem 2 cm Schonhaken durch 70 m Stromschnellen durchkriegen konnte? “Ihr wollt es mir aber nicht einfach machen, was?” Die beiden lachten und Nelsen legte sich in die Steuerriemen. Ich brachte den Fisch tatsaechlich in die Hauptstroemung und dann musst ich mich hinsetzen und selber festhalten. Ich versuchte so gut wie es ging die Schnur straff zu halten.


    Halb durch das Weisswasser durch, ueberholte uns der Fisch und sausste voran. An ueberspuelten Felsbrocken vorbei, obendrueber, Wellen brachen ueber den Bug des Bootes…. Der Fisch war noch dran! Endlich wurde das Wasser ruhiger und ich konnte zum Drillen wieder aufstehen. Nelson steuerte eine Kiesbank an – dort konnte man den Fisch gut landen wenn er denn halten wuerde. Der Fisch war immer noch nicht muede und zog immer wieder Schnur von der Rolle und warf sich mit Wucht gegen den Zug. Der war mein groesster bisher heute, keine Frage. Er war auch gefaerbter als alle zuvor. Unfassbar, aber der kleine Schonhaken hielt das alles gut aus und Nelson konnte endlich meinen Gegner im flachen Wasser vor der Kiesbank keschern. Wir stiegen aus und bewunderten den herrlichen Fisch im Kescher. Sicher 10 Pfund, gut im Futter und einen herrlichen roten Streifen an seinen Seiten entlang. Ein Maennchen voll im Laichkleid. Immer schoen das Maul und Kiemen im Wasser haltend, schauten wir uns den Fisch ausgiebig an, schossen einige Fotos und entliessen ihn dann wieder in die Freiheit. Einfach nur toll! Und war fuer ein Drill!


    Die Tour ging weiter und wir versuchten es noch an etlichen Stellen. Ich wuenschte Moritz noch einen richtigen Brummer aber es sollte nicht mehr sein. Gegen 15:00 kamen wir an der Endstelle an wo unser zweites Fahrzeug stand. Das andere Driftboot, das wir schon vorher beobachtet hatten, holte gerade heraus. Die hatten auch 3 Steelies erwischt, eine wohl noch groesser als unsere. Wir waren sehr zufrieden mit unserem Fang auch wenn ich Moritz noch eine oder zwei mehr gewuenscht haette, so war er doch nicht leer ausgegangen und konnte seine erste Steelhead verbuchen. 3-4 Steelheads pro Tag mit einem erfahrenen Guide sind immer noch guter Durchschnitt im Cowichan River. Die Zeiten von 10-20 am Tag sind lange vorbei, wenn es auch mal Ausnahmetage mit zweistelligem Resultat noch geben kann, sicher nur noch sehr selten.


    Ein faszinierender Fisch, geheimnisvoll in seiner Lebensart, spannend und anspruchsvoll zu befischen und ein toller Kaempfer am Haken. Leider sieht die Zukunft dieses Fisches nicht sehr rosig aus. Wenn Ihr einmal eine Chance darauf habt, zoegert nicht! Aber die Hoffnung stirbt zuletzt….

    Das ist schon richtig, billig ist diese Angelei auf Stoer nicht. Ich bin da auch auf meinen Freund Glenn mit seinem Jetboat angewiesen und das hat eben auch mal so schlappe $40k gekostet. Man kann sich sicher auch mit einem normalen Propellerantrieb und einem billigen Boot auf Stoerjagd begeben; das hat allerdings so seine Risiken. Fuer Touristen ist das natuerlich auch kaum eine machbare Option, es sei denn eine kleine Gruppe kaufte sich gebraucht ein Motorboot fuer die Urlaubsdauer. Fuer $3500 bekommt man schon ein brauchbares Boot mit dem man mit 3-4 Anglern was machen koennte auf dem Fraser River. Wertverfall gibt's in der Preisklasse nicht mehr und so koennte man hoffen nach Ende des Urlaubs das Boot fuer einen aehnlichen Preis wieder verkaufen zu koennen. Aber, der Fraser... das ist kein Fluss mit dem zu spielen ist! Man sollte schon eine gehoerige Portion Flussbooterfahrung haben - wie vielleicht dem Rhein oder Elbe. Und dann hat man noch das Problem mit dem ganzem Geschirr. Das alles aus D mit anzuschleppen? Da muesste man schon eine laengere Zeit dabeibleiben damit sich der ganze Aufwand lohnt. Ich habe auch schon Berichte gehoert, dass man an einigen Stellen an die Stoere auch von Land aus herankommt (Mission Docks). Einen kleineren bis vielleicht mittleren Stoer kann man vielleicht noch an das Ufer drillen. Einen groesseren Stoer wohl nicht.


    Daher bleibt einem als Tourist fast nur das Angebot der Flussprofis. Um die $1000 pro Tag pro Boot mit Guide muss man einplanen. Die guten Outfits sind auch bei solchen Preisen voll gebucht und lassen da auch besonders in der Hauptsaison nicht mit sich reden. Wenn man da von 8- 10 Stunden Angelzeit ausgeht, der Guide will eben auch $40/h verdienen, dann kann man mit den V8 Jetmotoren auch gut mal $200 pro Tag an Benzin verbraten, Haftpflichtversicherung, Bootabschreibung, Geraeteverschleiss... da ist nicht viel Luft fuer grosse Preisrabatte. Leider. Ist eben aufwendig an diese Biester in einem grossen Fluss heranzukommen. Vielleicht haette man weiter oberhalb oder in kleineren Nebenfluessen bessere Chancen auf eigene Faust aber dann muesste man erstmal wissen ob die Stoere dort auch vorkommen und wann und wo. Alles nicht so einfach.


    Habe diese Videoserie mal auf Youtube gefunden, "Stoer in kleinem Bach": https://www.youtube.com/watch?v=vhDY2Rkxl0Y
    Schaut Euch mal die 2-3 Filmchen an; das ist ja wohl mal eine coole Angelei! Koennte Euch aber nicht sagen, wo es sowas zuverlaessigerweise gibt. Das hier scheint einem "Unfall" zu verdanken zu sein, wobei einige Stoere in einen Bach irgendwo in Idaho (glaube ich) entwischt sind und sich dort anscheinend wohl fuehlen.

    Wieder einmal hatte ich mich zu dem jaehrlichen Angeltrip zum Harrison River im Fraser Valley auf dem Festland aufgemacht. Mein Freund Carl kam diesmal mit. Wir hatten praktisch nur einen Tag zur Verfuegung – von Freitag Abend bis Samstag Abend. Die anderen Maenner (alle vom Festland) campten schon seit Mittwoch in ihren Anhaengern vor Ort direkt am Fluss. 4 Jetboote waren die Angelplattformen fuer die Anglertruppe. Wie immer war ein Mix aus Lachs- und Stoerangeln angesagt und noch waehrend unserer 4 stuendigen Anreise, bekamen Carl und ich regelmaessig Texte mit dicken Fischbildern. Glenns Boot hatte am Freitag 5 Stoere bis knapp ueber 2 m gefangen und etliche Chums. Mike einen Chinook von geschaetzten 35 Pfund. Das hoerte sich doch gut an. Allerdings bekamen wir auch andere Nachrichten, eine Kalt-Regen und Sturmfront war im Anmarsch, hoffentlich machte das uns keinen Strich durch die Rechnung.


    Es dunkelte gerade als wir am Flusslager ankamen und die letzten Boote kamen gerade rein. Alle waren zufrieden mit den heutigen Faengen aber auch bange wegen des Wetterumschwungs. Der Abend wurde feucht-froehlich um ein riesiges Feuer herum verbracht, viele der Truppe hatte ich lange nicht mehr gesehen und wir hatten jeden Menge Fischstories auszutauschen. Als wir gegen Mitternacht Schluss machten, war es schon ganz schoen stuermisch und es goss in Stroemen. Frueh morgens bogen sich die Baeume im Wind und der breite Fluss war voll mit Schaumkronen. Und der Fluss war ueber einen Meter hoeher als noch gestern Abend. Na toll!


    Glenn fuhr Carl, Jason und mich in seinem Thunder Jet zuerst flussauf zum Lachsangeln. Der Fluss war dort schmaler und nicht ganz so windanfaellig; allerdings waren viele der Kiesinseln, die den Jungs die letzten Tage noch als Lachsangelstellen gedient hatten, voellig unter Wasser. Wir fanden noch eine kleine Insel die noch etwas vor einer Stroemungsrinne herausschaute und erfolgsversprechend aussah. An den groesseren Lachsfluessen muss man schon genau darauf achten wo man seine Angelversuche startet. Die Lachse ziegen nicht ueberall im Fluss und man hat nur einen begrenzten Wurfradius. An kleineren Fluessen wie denen auf Vancouver Island ist das nicht so kritisch weil man von fast jeder Uferstelle aus die gesamte Flussbreite anwerfen kann. Glenn wusste genau wo hier die Lachse ziehen.


    Ich machte mein #8 Fliegengeraet mit der schweren Sinktipschnur und den selbstgebundenen Lachsfliegen, die schon am Sooke River erfolgreich waren, klar. Die anderen 3 angelten mit der Bodendriftangel. Wichtig war in der relativ starken Stroemung schnell an den Boden zu kommen, dort wo die Lachse zogen. Hin und wieder sahen wir maechtige Chinooks oder Chums springen. Warum sie beim Aufstieg manchmal springen ist unbekannt, obwohl es einige wilde Theorien dafuer gibt. Das Wasser war durch den Regen ein klein wenig angetruebt aber nicht zu sehr. Das war auch wichtig, besonders beim Flugangeln.


    Ich war am weitesten stromauf positioniert und warf meine blaue Fliege etwas stromauf um sie dann 5 bis 10 m vor mir durch die Stroemungsrinne durchtreiben zu lassen. Ich hatte ein kurzes 1.2 m langes Vorfach aus 12kg Fluoroschnur um die Fliege unbedingt schnell an den Grund zu kriegen, der hier aus Kies bestand. Eine Weile passierte nichts, bei keinem von uns. Ich wechselte dann zu einer pinken Fliege. Ploetzlich zog die Schnur straff und ich ruckte an. Der hing! Er zog schnell ein paar Meter Schnur ab und stellte sich dann in die Hauptstroemung. Hier musste ich regelrecht Gewalt anwenden um den Lachs aus dieser Stellung wieder herauszubekommen - um ihn muede zu kriegen. Es war ein langes hin und her und machte richtig Spass an der Fliegenrute. Nach einiger Zeit brachte ich eine ordentliche Chum-Dame ins Flache. Glenn warf einen Blick darauf und beschloss diesen Lachs zu behalten – das Fleisch zum Raeuchern und die Eier zum Stoerfang. Weiter gings. Die anderen Jungs stellte auch auf pink um.


    Glenn hakte den naechsten, einen maechtigen Chum-Bullen. Ging wieder zurueck wie auch alle der folgenden Lachse. Ich hatte wieder einen knallharten Einstieg – aber nach einem guten Run schlitzte der Haken aus bevor ich den Gegner zu sehen bekam. Es musste gerade ein neuer Schwall Lachse durchkommen denn Glenn hakte zwei schnell hintereinander und liess Jason, ein Angelneuling, die Lachse drillen. Dann blieb auf einmal meine Schnur in der Abdrift stehen, Anschlag, Rute voll krumm! Der machte ein Hoellenspektakel mit Luftspruengen und wilden Fluchten. Ein toller Chum-Bulle, mit Hakenkiefer und gefaehrlichen Zaehnen! Carl half mir bei der Landung. Er war noch Schneider und verfeinerte sein Geschirr auf Glenns Hinweis.


    Als ich wieder einmal am Ende meiner Abdrift war und die Schnur gerade einzustrippen begann, hing ich ploetzlich fest. Aber nicht am Grund sondern an einem Fisch – oje, wahrscheinlich von aussen gehakt, dass konnte ein langer Tanz werden , dachte ich. Und wurde es auch. Es stellte sich heraus, dass ich einen etwa 20 pfuendigen Chum an der Schwanzwurzel gehakt hatte und daher konnte er seine volle Kraft entfalten. Dieser Gewaltakt einen Grosslachs so zu landen war eigentlich zu viel fuer jegliches Flugangelgeraet und war daher nicht mehr richtig Spass. Ich hoffte immer der Haken wuerde irgendwann herausreissen, aber nichts. Ich musste wirklich das Biest so um die 10 Minuten aus den Fluten herauskaempfen. Bei den wilden Fluchten schlug einige Male die Rollenkurbel hart auf meine kalten Finger – tat weh trotz der Neoprenhandschuhe! Irgendwann hatte ich es dann geschafft und war total erschoepft.


    Dann hakte Carl endlich seinen ersten Lachs – ein wunderschoenes Chum-Maennchen um die 15 Pfund. Hatte den Koeder schoen seitlich im zaehnestarrenden Maul. Nun war auch er zufrieden. Auch Glenn hakte noch ein oder zwei. Wir beschlossen noch 10 Minuten weiterzuangeln aber dann auf Stoer umzustellen. Ich strippte wieder mal meine Fliege zurueck und sah einen Schatten hinterherkommen. Keine 3 m vor mir riss es dann ploetzlich an der Rute und ich war wieder im Geschaeft. Wieder ein Brocken von einem Chum, aber schon alt und fleckig. War aber trotz seines schon fortgeschrittenen Zustandes noch sehr sportlich und verlangte mir und meinem Geraet wieder alles ab. Der hatte die Fliege voll inhaliert – war daher aber auch leichter zu baendigen als ein von aussen gehakter. Jason erwischte nun auch noch einen Chum und nach erfolgreicher Landung beider unserer Lachse packten wir das Lachszeug zufrieden ein.


    Dann fuhren wir den Fluss hinunter um an die Stoerstellen zu kommen. Diese Urtiere stellen sich um diese Jahreszeit fast ausschliesslich auf Rogen und Lachskadaver ein und folgen den aufsteigenden Lachsen. In Fluessloechern unterhalb von Laichgebieten liegen sie dann und warten bis lose Eier und auch tote Lachse herabgetrieben werden. Glenn wusste wo diese Loecher waren. Das erste war wegen des starken Windes nicht befischbar. Weitere Stellen stromab waren zwar etwas windgeschuetzter aber nicht produktiv. Wir waren mit anderen Booten, die ebenfalls auf Stoer um uns herum verankert waren, in Kontakt und bis auf ein Boot hatte niemand Erfolg bisher. Glenn machte den Wetterumschwung dafuer verantwortlich. Wir fuhren sogar noch in den Fraser River hinein um vielleicht dort noch was zu erwischen aber dort kam der angeschwollene Fluss mit solcher Gewalt durch das Tal gerauscht, dass unser Anker uns nicht an den guten Stellen festhielt. Einmal brachten Jason und Carl beim Koederkontrollieren verfaulte Buckellachsskelette ins Boot die sich durch die Stroemung an den Grundmontagen verfangen hatten. Die einsetzende Situationskomik hellte die Stimmung wieder etwas auf. Am Nachmittag brachen wir dieses Unterfangen ab. Stoer sollte eben nicht sein heute.


    Die letzten 3 Bilder noch vom Tage zuvor. So schnell kann sich das Blatt wenden!

    Ein paar Impressionen von einem unserer letzten Trips an einen der Inselfluesse auf Lachsjagd. Ein Eishockeyturnier hatte uns ein langes Wochenende die Insel hoch nach Parksville gebracht. Dort muenden 3 bekannte Lachsfluesschen in das Meer: der Englishman River, der Little Qualicum River und der Big Qualicum River. Alle 3 zauberhafte kleinere Fluesse, die sich von West nach Ost durch die Bergwelt von Vancouver Island schlaengeln und bei Parkville muenden. Der Englishman River, durch seine hohen Faelle im gleichgenannten Provincial Park bekannt, beherbergt unterhalb der unueberwindlichen Faelle eine kostbare Wildform der Steelheadforelle, ausserdem Chum (Hundslachse) und Coho (Silberlachse).


    Der Little Qualicum River, etwa die gleiche Groesse wie der Englishman, kommt aus dem hochgelegenen Cameron Lake, den man auf dem Highway nach Port Alberni eine Strecke weit begleitet. Auch der Little Qualicum hat eine Serie von Wasserfaellen die in einem Park geschuetzt liegen. Oberhalb der Faelle kommen neben den heimischen Regenbogen- und Kehlschnittforellen auch Bachforellen vor, welche vor langer Zeit mal in den Cameron Lake eingesetzt wurden. Diese Bachforellen im See wachsen zu wahren Monstern ab; es sind schon Exemplare von ueber 10 kg gefangen wurden. Kleinere Exemplare wandern immer wieder in den Little Qualicum ab und bereichern dort die Vielfalt. Unterhalb der Faelle kommen im Herbst Chum, Coho und Chinook zum Laichen in den Fluss. Eine Brut- und Aufzuchtstation stuetzt die Bestaende.


    Der Big Qualicum River ist nur geringfuegig groesser als der Little Qualicum. Ein wunderschoener Fluss, der allerdings im Oberlauf abgedammt wurde um eine Talsperre zur Stromerzeugung zu errichten. Dadurch waren viele Lachse von ihren urspruenglichen Laichgebieten abgeschnitten. Um das zu kompensieren, hatte der Stromerzeuger (staatlich) eine Lachsbrut- und Aufzuchtsstation finanziert. Die Anlage ist fuer Besucher offen und ich nahm die Gelegenheit an dem besagten Wochenende war, mit meinem Sohn Alex mal herumzustoebern. In der Anlage wird im Herbst eine Barriere im Fluss errichtet und die aufsteigenden Lachse in Nebenkanaele und Becken umgeleitet bis die Anlage genuegend Lachse zur Bestandserhaltung hat. Dann wird die Barriere entfernt und nachfolgende Lachse koennen dann ungehindert zu den natuerlichen Laichplaetzen oberhalb der Station aufsteigen. Der Fokus der Anlage liegt eindeutig auf Chinook und Coho. Die Chumbestaende sind wohl noch selber tragfaehig. Es soll auch jedes Jahr eine Anzahl an Steelheads aufsteigen.


    Alex und ich bewunderten einige grosse Chinooks die unterhalb der Barriere in einem Pool Kraft sammelten. Einige schickten sich sogar an schon dort eine Laichkuhle zu bauen. War mit der Polbrille schoen zu beobachten. In einigen Becken tummelten sich die Chinooks. Die Betreiber hielten die Lachse dort bis sie reif zur Entnahme der Fortpflanzungsprodukte waren. Wir sahen einige Brummer bis um die 30 Pfund, aber keine richtigen Brecher. Die Qualicum Chinooks sind nicht fuer riesige Ausmasse bekannt, jedoch werden hin und wieder mal 40 Pfuender gefangen.


    Ich hatte Alex natuerlich auch ein bisschen angeln versprochen. Die Strecke oberhalb der Station beinhaltete ein paar Lachse die wohl schon vor dem Barriererrichten hochgekommen sein mussten; ich konnte etliche Chum aber auch einige Coho ausmachen. Um diese Zeit ist das eine Fliegenstrecke. Wir hatten eine #7 und eine #5 Ausruestung dabei. Nach ein paar Versuchen, wechselte Alex zur #5, mit der er beim Auswerfen besser klarkam. Eigentlich viel zu weich fuer die Lachsangelei hatte ich dieses Kombo nur fuer Forellen mitgebracht. Aber wie das so ist, nach 2 oder 3 Wuerfen an einer Stelle mit der #5 Ausruestung war Alexs Rute ploetzlich krumm. Und ich meine krumm bis zum Rollengriff! Ein vielleicht 12-13 pfuendiger Chum hatte zugeschnappt und raste nun flussab. Alex gab alles und was sein unterbemessenes Zeug hergab und brachte den Fisch zweimal fast in eine Landungszone. Aber der Lachs buechste wieder aus und nach vielleicht 10 Minuten Tauziehen loeste sich ploetzlich der Schonhaken. Alex war ganz schoen bedient – wenigsten anfassen hatte er seinen Gegner mal wollen, nach der ganzen Show, wie meinte er.
    Wir wanderten weiter stromauf; es lief ein bequehmer Waldweg direkt am Fluss entlang. Das hat man auch nicht oft auf der Insel! Natuerlich brachte so ein bequehmer Wanderweg auch den Nachteil, dass ausser uns noch eine Menge Spaziergaenger, Hundegassilaeufer und andere Angler unterwegs waren. Wir merkten auch, dass je hoeher wir kamen, desto weniger Lachse waren im Fluss. Wir machten an einem weiteren Pool unsere letzte Angelstation. Alex watete tief in den Pool hinein um das gegenueberliegende Ufer abzufischen und konzentrierte sich auf sein Werfen. Ich hatte keine Wathose mit und fand eine geeignete Stelle am Poolausgang. Dort sah ich in Wurfdistanz ein Lachsdreier, die eine geeignete Laichstelle besetzten. Wahrscheinlich zwei Maennchen, die sich um die Gunst eines Weibchens stritten. Immer wieder wuselten die 3 um die Stelle herum. Ich konnte nicht erkennen was fuer Lachse das waren. Um die 10 Pfund. Ich warf die Fische an – nicht einfach mit Gestruepp hinter mir und keine Gelegenheit in den Fluss hineinzugehen. Nach und nach sah ich wie meine Fliege in der Stroemung abtrieb und berechnete immer besser wie weit stromauf ich einwerfen musste, damit die Fliege dann genau ueber Grund vor den Lachsen auftauchte. Da der Flussgrund steinig war, blieben ein paar kurze Haenger nicht aus.


    Wiedereinmal kam die kleine pinke Fliege genau neben den Lachsen entlanggetrieben – und schwamm unbeachtet vorbei. Ich strippte langsam ein und ploetzlich loeste sich einer der 3 Lachse von der Stelle und kam der Fliege hinterher. Ich strippte weiter und schaute wie ein Luchs nach der Fliege. Der Fisch war 30 cm hinter der Fliege aber stiess noch nicht zu – schaute sich das Ding gruendlich an und kam damit immer naeher an mich heran. Jetzt war die Fliege schon im ruhigeren Uferwasser und der Lachs immer noch dicht auf den Fersen. Mensch, das kribbelte in meinen Fingern – “schnapp doch endlich zu, Du dummes Vieh!”, dachte ich aufgeregt. Ich hatte nur noch 3m bis zu meinen Fuessen uebrig und sah nun, dass es sich um einen stattlichen Coho handelte. Ploetzlich eine kurze Beschleunigung und der Lachs stiess zu und schnappte sich die Fliege um im selben Moment wieder ins Tiefe abzudrehen. Ein Ruck ging durch meine Rute – ich dachte “Jaaaaaaaawollllllll!!!!” und ruckte an. Der Ruck riss dem Fisch kurz den Kopf herum und dann….. plopp, kam mir meine Fliege entgegen. “Waaaaasss?”Unglaeubig sah ich wie der Coho in den unergruendlichen Tiefen des Pools verschwand. Ich holte mir misstrauisch meine Fliege von einem Strauch neben mir und musste kopfschuettelnd den Grund meines Missgeschickes erkennen: der Haken war abgebrochen; wahrscheinlich bei einem meiner vorherigen Haenger und ich hatte den Haken nicht kontrolliert. Tja, tja, es ist ja schon sportlich Lachse mit Schonhaken zu angeln aber so ganz ohne jeglichen Haken? Super schwer!


    Als ich Alex die Geschichte zurief, lachte er sich kaputt. So wanderten wir beide denn erfolglos aber trotzdem irgendwie bereichert wieder zum Auto zurueck.

    Ich war schon bei einem mittleren Marlindrill dabei, kommt nicht an BFT ran. Marlins springen und sind sehr akrobatisch aber Pfund fuer Pfund kein Vergleich mit BFT. Grouper, Hai sind lahme Enten gegen einen Thun.


    Ich hatte mal das Vergnuegen mich mit kleineren Gelbflossenthunen anzulegen - Wahnsinn, jeder Lachs kann sich da schamvoll verstecken.

    Sorry, Derrik, natuerlich Spanien! :roll:
    Schoen zu sehen, dass es dann im Mittelmeer noch Ecken gibt wo es noch gut aussieht fuer diese fantastischen Fische. Ich glaube BFT Angeln ist wirklich das non-plus-ultra im Sportfischen. Mehr geht einfach nicht, nirgendwo. Happy for you, man!

    Unglaublich schoene Fische! Dickes Petri! Wie sieht es denn um die Bestaende dort aus? Gegenueber in Kroatien diesen Sommer winkten einige Einheimische resignierend ab. Kann man BFT in Italien behalten ?

    #A#N
    Der Wert des Fischfleisches eines Lachses im Suesswasser laesst tatsaechlich immer weiter nach je laenger er sich im Suesswasser befindet. Das liegt einfach daran dass der Lachs keine Nahrung mehr aufnimmt und saemtliche Fette und Reserven fuer die Aufstiegs-und Laichstrapaze und die Ausbildung der Fortflanzungsprodukte verpulvert. Das Fleisch wird weich und trocken. Manche raeuchern noch ein paar verfaerbte Lachse - das schmeckt wohl noch ganz gut, kommt aber darauf an in was fuer einem Zustand der Lachs schon ist. An den allermeisten Fluessen in BC ist sowieso nur C&R erlaubt an Lachsen.

    Ich bin letztes Wochenende nochmal mit meinen Jungs und deren Freund Alec zum Sooke River gefahren. Da wir nur 3 lachsmaessige Fliegenruten hatten, musste ich aussetzen. Ich war aber rund um die Uhr beschaeftigt, den Jungs beim vorsichtigen Landen, fotografieren und abhaken zu helfen. Und natuerlich Zeugwart spielen! Die Jungs kriegten ihr Grinsen gar nicht mehr von den Gesichtern, so viel Spass hatten sie. Die fingen jeder um die 10 Lachse und mehr und es waren auch einige richtige Brocken dabei. Natuerlich sind die Lachse jetzt nach schon einiger Zeit im Suesswasser nicht mehr alle in Topform aber an der Fliegenrute immer noch ein Mordsspass. Alle wurden natuerlich wieder vorsichtig zurueckgesetzt damit sie noch zum Laichen kommen.


    Viele Chum (Hundslachse bis 20 Pfund)












    Einige Coho (Silberlachse bis ueber 15 Pfund)








    Wenige Chinooks (Koenigslachse bis ueber 25 Pfund)

    Hi Luca, schicke mir doch mal ne PN mit Deiner Email Adresse, ich kann Euch sicher einige Tipps geben. Wenn es zeitlich passt und Ihr auch auf Vancouver Island Station macht, koennten wir ja mal zusammen eine Angeltour machen!


    Lizenzen sind relativ einfach:
    Suesswasser: online bei der Provimzregierung, gilt fuer alle Seen und Fluesse in BC. In Alberta das gleiche wieder. Seen kann man so gut wie man will befischen, kaum Sonderregeln. Fluesse, da gelten fuer fast alle Fluesse Sonderregeln mit Sperrzonen, Schonzeiten oder Geraeteregeln. Generell gilt in Fluessen Einzel-Schonhakenpflicht! Auf der Website wo man auch die Suesswasserlizenz kriegt, kann man sich ein Regelbuch fuer alle BC Gewaesser runterladen. Ich rate trotzdem lokal vor Ort nochmal nachfragen. An Fluessen sind die Kanadier viel strenger. Einige Fluesse benoetigen noch einen Sonderstempel und wenn man auf Stoer, Lachs oder Steelhead im Fluss fischen will, muss man noch fuer die jeweilige Art einen Sonderstempel kaufen. Unter 16 keine Lizenz fuers Suesswasser noetig.


    Salzwasser: Lizenz online bei der Bundesregierung kaufen, gilt fuer die ganze Kueste. Wenn man Lachs behalten will muss man noch eine Lachsmarke dazukaufen. Unter 16 ist die Lizenz umsonst, muss allerdings die Lachsmarke haben falls auf dieser Juniorlizenz Lachs behalten werden soll.


    Immens wichtig um Dir Tipps zu geben, waere zu wissen wann Ihr wo seid und was Ihr gerne fangen moechtet. Es geht leider nicht immer alles.


    Cheers!

    Selbstverstaendlich waere die Wiederherstellung eines urspruenglichen und natuerliches Flussgebietes die bessere Loesung jedoch ist das in einer stadtnahes Lage so gut wie unmoeglich. Urspruengliche Waelder sind verschwunden und durch Haeusersiedlungen ersetzt, Sumpf- und Feuchtgebiete trockengelegt und von Shoppingzentren und Parkplaetzen ersetzt, Menschen entnehmen Wasser fuer Trink-und Nutzwasser, kleine Baeche und Rinnsale die die groessere Fluesse speisen sind umverlegt oder verrohrt um Platz fuer Strassen und Haeuser zu machen....usw. Wir koennen die Zeit nicht mehr zurueck drehen. Menschen leben jetzt direkt am Fluss oder im Einzugsgebiet und wir koennen die Gegenden nicht mehr entvoelkern wegen der Fische. Es leben mittlerweile 8 Milliarden Menschen in dieser Welt. Fakt ist, das wird vielen Tierarten die Lebensraeume nehmen und sie letztendlich ausrotten. Mensch und Tier muessen besser lernen zusammenzuleben wobei hier die Hauptlast beim Mensch liegt, der ja angeblich Intelligenz hat! Und hier werden schon Fortschritte gemacht und alte Umweltsuenden beseitigt. Es gibt hier eine Menge Initiativen an den lokalen Lachsgewaessern um zu retten was noch zu retten ist. Aber keiner kann die Zustaende von vor 200 Jahren mehr herstellen und die Realitaet ist, wenn wir in kompromittierten stadtnahen Gewaessern Lachse haben wollen, sind Brut-und Aufzuchtstationen Teil des Bestandserhaltungsprogramms. Ich kann Dir eine Menge Fluesse und Baeche aufzaehlen in denen die Lachse verschwunden sind weil dieser Teil fehlt.


    Die Kehlschnittforelle (Cutthroat Trout) ist eine spezielle Unterart der Regenbogenforelle. Auch von den Kehlschnittforellen gibt es wieder einige Formen (Gebirgsform, Kuestenform...). Alle Kehlschnittarten haben auf dem unteren Kiemendeckel zwei orange schlitzfoermige Zeichnungen - als wenn man der Forelle die Kehle durchgeschnitten haette. Wir haben hier die Coastal Cutthroat in unseren Fluessen und Seen. In den Fluesse gibt es die bleibende Form, die ihr ganzes Leben in diesen naehrstoffarmen kuestennahen Fliessgewaessern verbringt und daher nicht sehr gross wird. Eine andere Cutthroatform hat sich angewoehnt ins Salzwasser abzuwandern, aehnlich der Steelhead und nur zur Lachslaichzeit zum Fressen oder zum selber laichen wieder in die Fluesse zu ziehen. Da im Meer viel mehr Futter als in den Fluessen ist, wird diese anadrome Cutthroatform einiges groesser - bis ueber 50 cm. Die Laichzeit der Lachse ist der einzige Zeitraum in dem in den hiesigen Fluessen viel Futter vorhanden ist und daher auch viel Leben im Fluss ist.