Schleppköder

  • Zitat von Aalkiller

    In welcher Tiefe jagen die Raubfische im Sommer?
    Also wie tief sollten die Köder laufen?


    In der Tat ein wenig unkonkret. Verstehe daher die ironische Erwiderung von Til: Wie lang ist ein Stück Schnur?


    Da das aber substanziell nicht weiterhilft, hier der Versuch einer Ferndiagnose. Gehe dabei davon aus, dass wir nach einem Ausflug in die Welt der Dodger, Flasher und Gummitintenfische wieder zum Hecht anundfürsich und zum Maränenhecht in Maränenseen insbesondere zurückkehren. Die Betonung der Maräne statt der Renke durch mich deswegen, weil meine Erfahrungen ausschließlich aus norddeutschen Gewässern dieses Typs stammen - was das Risiko beinhaltet, das manches bei den süddeutschen Renkenhechten vielleicht doch etwas anders ist.
    Aber nach dieser umständlichen Einleitung zum Kern.


    1. Wenn man nicht weiß, in welcher Tiefe sich die Hechte aufhalten, wird mit dem Echolot die Sprungschicht ermittelt und je nach technischen Möglichkeiten und erlaubter Rutenzahl der Bereich in/um die Sprungschicht herum abgefischt. Gedankenexperiment (mit unbegrenzter Rutenzahl und Downriggern gedacht): Sprungschicht auf 7 Meter, dann Bereich zwischen 4 und 10 Meter mit Wobblern eindecken. Wenn der Hecht dann auf 12 Meter steht, ist das auch kein Problem, denn Maränenhechte haben kein Problem damit, auch mal zwei, drei Meter nach oben zu schießen für eine lohnende Beute.


    2. Kein Echolot, dann Fischer nach Stellnetz-Stelltiefe fragen. Die Tiefe, in der die Fischer ihre Renkennetze stellen ist der Tiefenbereich, wo auch die Hechtköder hinmüssen.


    3. Tageszeit beachten: Tagsüber stehen die Hechte meistens am tiefsten, abends kommen sie mitunter so weit hoch, dass ich schon über 20 m tiefem Freiwasser mit nur 1,5 Meter tief laufendem Wobbler Hechte bekam. Grund: Futterfisch wie Barsch, Stint und Renken kommen an ruhigen Sommertagen abends oft hoch bis an die Oberfläche. Einige (nicht alle) Hechte gehen dann bis oben mit.


    4. Um Johanni herum jagen die Hechten vor allem in den Maränenseen mit glasklarem Wasser oft nicht tagsüber, sondern erst in den hellen, kurzen Nächten und den langen Dämmerungsphasen davor und danach. Auch diese Option überdenken, wenn tagsüber die Bisse ausbleiben.


    5. Ein genereller Tipp: Auf Maränenhechte wird von unerfahrenen Anglern im Sommer meistens zu langsam geschleppt. Bei Langsamfahrten, die im Winter goldrichtig sein mögen, bekommen Sommerhechte nur eine Gähn-Attacke mit 'nem Müdigkeitsanfall. Ich fische im Hochsommer mit 3 Knoten plusminus und hatte auch schon bei 3,5 Knoten Hechte. Allerdings: Bei diesen Bootsgeschwindigkeiten plus Fischgeschwindigkeit im Moment der Attacke kommen brutale Kraftmomente zusammen. Rute locker im Boot abgelegt ist dann gleichbedeutend mit Tackle-Verlust. Mir hat es bei so einer Gelegenheit sogar schon einmal einen (billigen) Plastikrutenhalter weggebrochen. Sauber eingestellte Bremse plus guter Bootsrutenhalter sind also ein MUSS. Hat man keinen Geschwindigkeitsmesser an Bord, einfach mal öfter die Drehzahl des Motors oder die Frequenz der Paddelschläge variieren und viele Kurven fahren.


    6. Wer meiner Theorie folgen möchte und zügig schleppen will, sollte dazu passende Köder fischen - soll heißen: geschwindigkeitstolerante Wobbler. Ich greife im Hochsommer immer zu den Rapala Magnums in meiner Kiste. Blinker sind beim Schleppen auf Hecht nicht so mein Fall, Köderfischsysteme sind zwar erfolgreich, aber mir persönlich zu pieselig - tote Köfis bei 30 Grad im Schatten sind nicht lustig, wenn sie in eine Bootsecke rutschen, wo man sie nicht ständig im Blick hat und später vergisst.

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