Angeln in Südnorwegen: So nah, so gut!

Norwegen fängt für viele Angler erst bei Bergen an – und das bedeutet eine ewige Anreise. Doch auch der äußerste Süden hat anglerisch einiges zu bieten!

Die malerische Küste Südnorwegens bietet mit Schären und Fjorden Schutz bei Wind und eine große Vielfalt an Fischarten. Foto: Christoph Niemann

Bild: Christoph Niemann

Die malerische Küste Südnorwegens bietet mit Schären und Fjorden Schutz bei Wind und eine große Vielfalt an Fischarten.

Gut erreichbar und hochattraktiv: Südnorwegen ist definitiv eine Angelreise wert! Während viele zum Angeln in Norwegen vor allem in die nördlichen Gewässer fahren, muss sich auch der Süden nicht verstecken. Es gibt hier zahlreiche Fischarten und großartige Gewässer, und das alles nur eine Fährreise entfernt. In diesem Erfahrungsbericht über „die sonnige Seite“ von Norwegen erfährst Du alles, was Du über diese Region wissen musst!

Südnorwegen: Ein Reisebericht

Das Echolot zeigt 32 Meter Tiefe. Die rote Linie auf dem Display macht klar – hier ist es felsig. Wir müssen uns also vor Hängern in Acht nehmen. Mein Gummi-Sandaal ist noch auf dem Weg nach unten, als Nicks leichte Naturködermontage einen Meter über dem Grund bereits wütend attackiert wird. Sein Anhieb sitzt und die 80-Gramm-Rute nickt im Takt kräftiger Kopfstöße. Ich schaue gebannt, schließe eher im Automatismus den Rollenbügel und beginne langsam zu kurbeln. Nach ein paar Umdrehungen erschrecke ich, als plötzlich ein trockener Schlag durch meine Spinnrute fährt. Wer bei Südnorwegen nur an Makrelen und kleine Seelachse denkt, hat sich mit dem spannenden Revier offensichtlich nicht auseinandergesetzt. Natürlich ist es in Mittel- oder Nordnorwegen oft sehr einfach, große Dorsche (Stichwort Skrei!) oder Seelachse zu fangen, doch ist dies auch im Süden machbar. Zudem ist es die Anzahl der Fischarten, die einen großen Reiz ausübt.

Erreichbare Vielfalt in Südnorwegen

Sørlandet, so heißt die Region, ist ein Top-Revier für Plattfisch, Meerforelle und viele weitere Arten, die weiter nördlich teils deutlich schlechter zu fangen sind. Riesen-Vorteil: Eine lange Anfahrt in Norwegen selbst entfällt. Die von uns besuchte Anlage Åvik Brygge liegt nur eine Autostunde von Kristiansand entfernt. Der Hafen wird von Color Line und Fjord Line mit Schnellfähren ab Hirtshals angefahren – schneller kommen Sie nicht nach Norwegen!

Der äußerste Süden Norwegens besitzt keine riesigen Fjorde, dafür gibt es Schären und kleinere Meeresarme. Daher sind die Wege hinaus aufs Meer angenehm kurz. Foto: Christoph Niemann

Bild: Christoph Niemann

Der äußerste Süden Norwegens besitzt keine riesigen Fjorde, dafür gibt es Schären und kleinere Meeresarme. Daher sind die Wege hinaus aufs Meer angenehm kurz.

Wer morgens in Norddeutschland abfährt, kann schon am späten Nachmittag seinen Pilker auf einem der Unterwasserberge tanzen lassen. Meinem Gummifisch geht es derweil wirklich schlecht, er wird von spitzen Zähnen zerquetscht und immer wieder kräftig geschüttelt. Ich muss mich 30 Meter weiter oben ins Zeug legen, um den Peiniger des kleinen Sandaals zu halten. Meine 4000er Rolle gibt in Stößen immer wieder etwas von der 0,16er Geflochtenen frei. Nick hat mit seinem etwas kräftigeren Gerät inzwischen einen mittleren Leng an Bord gehoben – der erste unserer Tour. Ich freue mich eher nebenbei, bin voll mit meinem Kontrahenten beschäftigt. Der Fisch bleibt am Grund, zum Glück habe ich gegen Abrieb gut anderthalb Meter dickeres Fluorocarbon vorgeschaltet.

Kleine Fischfetzen fangen fast alle Fischarten. Am Carolina-Rig macht die Sache richtig Spaß. Foto: Christoph Niemann

Bild: Christoph Niemann

Kleine Fischfetzen fangen fast alle Fischarten. Am Carolina-Rig macht die Sache richtig Spaß.

Angelgerät für unterschiedliche Bedingungen

Wer hier in Südnorwegen die Artenvielfalt voll ausschöpfen möchte, sollte seine Ausrüstung darauf abstimmen. Während grobe Naturködermontagen auf Leng und Lumb noch funktionieren, erfordern viele andere Fische deutlich feineres Gerät. Das leichte Naturköderangeln bietet viel Abwechslung durch eine bunte Palette von Zielfischen. Kompliziert müssen die Vorfächer nicht sein. Bewährt hat sich beispielsweise ein halbiertes Makrelenvorfach mit kleinen Fischfetzen, unten wird ein Grundblei eingehängt – simpel und fängig. Dieses System fängt gut Wittling, Schellfisch und allerlei andere Arten.

Mit den folgenden Setups decken Sie einen Großteil der Angelmöglichkeiten ab:

  • Für UL-Spezialisten: Spinnrute mit 20 g Wurfgewicht für Pollack und Dorsch
  • Pollack und Dorsch im Flachen: Spinnrute, 40 g Wurfgewicht, Rolle mit 0,16er Geflecht
  • Tiefen bis 100 Meter und wenig Drift: Schwere Spinnrute, 120 g Wurfgewicht, Rolle mit 0,20er Geflecht
  • Tiefsee und mehr Drift: 30 lbs. Bootsrute, Multirolle mit maximal 0,25er Geflecht

Montagen für alle Fälle

Für die Naturköderangelei mit einfachen Montagen haben sich zwei Optionen bewährt:

  • Als Nachläufer: Pilker ab 70 g ohne Drilling, Wirbel, kurzes Stück Monofil (ab 0,50er), stabiler Haken
  • Als Seitenarm: halbiertes Makrelenvorfach mit Fischfetzen am Haken und Endblei am Wirbel

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Fangen mit Pilker und Naturköder

Wenn es aktiv und effektiv auf etwas größere Fische gehen soll, benutze ich gerne einen Pilker. Anstelle des Drillings montiere ich ein kurzes Vorfach (maximal 30 Zentimeter) mit einem stabilen Einzelhaken. Als Köderfische für das leichte Naturköderangeln bieten sich hier in Südnorwegen Makrelen an. Sie sind immer verfügbar und unter Wasser sehr beliebt. Es gibt hier keine Fischart, die sich mit Makrelenfetzen nicht fangen ließe.

Noch immer steht mein Gegner tief und schüttelt sich. Doch er wird ruhiger, zudem hilft mir die Drift. Wir haben uns ein Stück vom Berg entfernt und das Echolot zeigt nun 50 Meter Wassertiefe. Der Fisch scheint langsam aufzugeben und ich zwinge ihn nach oben. Meine Rute, sonst auf Zander im Einsatz, ist im perfekten Halbkreis gebogen. Im blauen, klaren Atlantik-Wasser taucht eine helle Silhouette auf – lang, sehr lang. Nun hat der Fisch verloren, sein Auftrieb macht ihm zu schaffen.

Nick steht mit dem Kescher bereit, die Landung geht glatt. Puuuh, vor uns liegt ein prächtiger Leng von fast einem Meter Länge, der kleine Sandaal schaut nur mit dem Kopf aus seinem zähnestarrenden Maul heraus. Das Fluorocarbon-Vorfach ist völlig aufgeraut – Glück gehabt!

Pollacks sind in Südnorwegen allgegenwärtig und machen am leichten Gerät richtig Spaß. Foto: Christoph Niemann

Bild: Christoph Niemann

Pollacks sind in Südnorwegen allgegenwärtig und machen am leichten Gerät richtig Spaß.

Diese Fische beißen in Südnorwegen

Die Hauptbeute vieler Angler hier im Süden ist die Makrele, schließlich lassen sie sich in Massen fangen. Doch wer etwas Abwechslung schätzt und gerne weißes Filet mit nach Hause nehmen möchte, dem bieten sich ebenfalls tolle Möglichkeiten. Pollack ist hier allgegenwärtig, der tolle Sport- und Speisefisch kommt in enormen Stückzahlen und teils richtig guten Größen vor. Gerade zum Ende des Sommers sind die Steinköhler, wie Pollacks auch genannt werden, in bester Kondition und oft im Flachwasser unter zehn Metern unterwegs. Dann ist Angelspaß garantiert!

Wer Köhler fangen möchte, sucht sich am besten Unterwasserberge, die von Tiefwasser umgeben sind. Suchen Sie, bis ein Berg mit der richtigen Durchschnitts-Fischgröße gefunden ist. Es funktioniert selten, sich durch Kleinköhler zu angeln. Ein einfacher Pilker mit einem Beifänger am leichten Gerät bereitet dann die meiste Angelfreude!

Dorsche sind hier gut zu fangen. Super Küchenfische sind an jedem Tag möglich, doch muss ehrlich gesagt werden, dass der Meter hier gerade im Sommer eher selten geknackt wird. Dafür ist eine weite Ausfahrt und somit sehr stabiles Wetter nötig. Leng kommt ebenso in guten Küchengrößen vor, wobei hier auch größere Fische von über 1,20 Meter drin sind. Für die langen Gesellen suchen Sie am besten jene tieferen Unterwasserberge, an denen gern kleine Köhler stehen. Ein halbiertes Makrelenfilet zwei Meter über Grund – und Sie bekommen schnell etwas zu tun im vielfältigen Süden.


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