Eine Vollblutanglerin mit dickem Fangbuch

Fishing Ladies überreden schon mal den Freund, mit auf Fang zu gehen. Auch wenn dieser mit dem Angeln so rein gar nichts am Hut hat. Denn wenn man seit dem fünften Lebensjahr mit Vater, Bruder und einer eigenen Rute loszieht, hört man mit dem Angeln einem neuen Mann zuliebe nicht einfach auf.

Dieser Wels gehört zu den größten Fischen, die Felicitas Krause bisher gefangen hat. privat

Im ersten Teil unserer großen Serie Fishing Ladies berichtet Felicitas Krause darüber, wie sie als Kleinkind zum Angeln gekommen ist und dass sie spöttischen Kommentaren ihrer männlichen Kollegen gerne Kontra gibt. Aber auch nicht alle Frauen in ihrem Alter reagieren begeistert, wenn sie erfahren, dass Felicitas in ihrer Freizeit gerne in der Natur ist, um Fische zu fangen.

Eine Vollblutanglerin mit dickem Fangbuch

Felicitas Krause ist eine Vollblutanglerin. Die junge Frau hat schon so manchen Fisch auf die Schuppen gelegt. Barsch, Dorsch, Rapfen, Wels, Zander und viele andere Arten stehen in ihrem Fangbuch. Und trotz ihrer Fangerfolge musste sie feststellen, dass sie als angelndes weibliches Wesen unter größtenteils männlichen Anglern eine Exotin ist. Als Frau mit der sehr speziellen Vorliebe löst sie bei einigen Männern wahre Begeisterungsstürme aus, bei anderen hingegen stößt sie auf Ablehnung und Unverständnis.

Oft wird man schnell in das Klischee gedrängt, in dem sich typische Vorurteile der Schuhe- und Shopping-liebenden Frau, die nicht fähig ist, vernünftig einzuparken, tummeln, sagt Felicitas. Sie meint, dass man sich als Anglerin ein möglichst dickes Fell und am besten gleich ordentlich Haare auf den Zähnen zulegen sollte, um einigen unverbesserlichen, ach so männlichen Anglern, Herr bzw. Frau zu werden.

Sie zeigt den Jungs, wo der Hammer hängt

Überflüssige Kommentare bringen Felicitas sehr ins Grübeln und nicht selten auf die Palme: Nur allzu oft ist es so, dass ich als Anglerin das Gefühl habe, mich vor meinen männlichen Mitstreitern beweisen zu müssen und erst dann auch wirklich akzeptiert werde, wenn ich zeigen kann, dass Frau eben auch in der Lage ist, mit dem nötigen Know-how selbstständig Fische zu fangen. Da das auf Dauer aber ganz schön anstrengend sein, ist es für die Anglerin wichtig, dass man entsprechenden Kommentaren und Meinungen keine allzu große Bedeutung beimisst.

Im Rhein-Main-Donau-Kanal hat die Anglerin einige Barsche an den Haken gelockt.

Bild: privat

Im Rhein-Main-Donau-Kanal hat die Anglerin einige Barsche an den Haken gelockt.

Oder aber spornen sie gelegentlich genau solche Äußerungen dazu an, den Jungs mal zu zeigen, wo der ,Hammer hängt und bisweilen klappt das eigentlich auch ziemlich gut. Felicitas versucht immer, ein gesundes Mittelmaß zu finden zwischen Mir egal, was andere denken und …aber wenns denn sein muss, gibts auch mal Kontra.

Als Kind mit dem Angelvirus infiziert

Für Felicitas Krause ist das Angeln schon immer Teil ihres Lebens gewesen. Bereits mit fünf Jahren wurde sie infiziert, nachdem ihr Bruder die alten eingemotteten Angelsachen des Vaters im Keller entdeckte und ihn dazu überredete, die Angelei wieder aufzunehmen. Kurze Zeit später trat Felicitas‘ Vater einem kleinen Verein bei und ging nun regelmäßig mit den Kindern ans Wasser.

Die Angelbegeisterung seiner Tochter stieg mit jedem Tag. Mit dem Einsetzen der Pubertät wurde die Angelei allerdings vorübergehend uninteressant und andere Dinge erschienen mir eine Zeit lang wichtiger, gesteht Felicitas. Dennoch ließ sie der Draht zum Fisch nie richtig los, und nach einigen Jahre Pause begleitete sie ihren Vater auch wieder mit ans Wasser.

Mit dem Freund auf die Schulbank

Mit 21 Jahren hielt Felicitas es dann nicht mehr aus. Sie wollte nicht mehr nur daneben sitzen und überredete ihren Freund, der damals so rein gar nichts mit der Angelei am Hut hatte, mit ihr gemeinsam den Fischereischein zu erwerben. Wir besuchten zusammen den Lehrgang und legten auch die Prüfung gemeinsam erfolgreich ab, berichtet Felicitas. Anschließend wurden beide aktive Mitglieder im Verein.

Seit nun acht Jahren gehen sie grundsätzlich gemeinsam ans Wasser. Selbst im Urlaub dreht sich bei ihnen alles nur um den Fisch. Dabei haben wir uns allerdings nie auf eine Fisch- oder Angelart festgelegt, sondern sind stets aufgeschlossen gegenüber neuen Methoden und Gewässern. Besonders gerne sind wir allerdings zum Spinnfischen auf Forelle, Rapfen und Zander unterwegs, sagt Felicitas.

Auch den jährlichen Besuchen an der Ostsee fiebert die junge Frau schon monatelang entgegen, bis sie endlich wieder Meeresluft schnuppern und die Dorsche vom Boot oder Kutter aus jagen kann. Das ging sogar so weit, dass sie speziell zum Angeln vom Kleinboot aus im letzten Jahr den Sportbootführerschein See machte, um nicht immer nur mit 5-PS-Nussschalen fahren zu dürfen.

Auch Rapfen gehören zu Felictas Krauses Zielfischen.

Bild: privat

Auch Rapfen gehören zu Felictas Krauses Zielfischen.

Kaum Interesse bei gleichaltrigen Frauen

Für ihre Angelleidenschaft erntet Felicitas nicht überall Verständnis: Besonders Frauen in meinem Alter zeigen dafür relativ wenig bis gar kein Interesse. Die meisten sind eher irritiert bis geschockt, wenn ich ihnen erzähle, wie genial doch mein Wochenende war, als ich am Gewässer bei Wind und Wetter durchs Unterholz kriechen konnte, um irgendeinem bestimmten Fisch nachzustellen.

Felicitas Krause glaubt nicht, dass die meisten Frauen nur deswegen nicht angeln, weil der Fisch eklig und glitschig ist oder weil diese Art der Freizeitaktivität nicht mit der typischen Mann-Frau-Rollenverteilung übereinstimmt. Wenn ich anderen Frauen erkläre, dass ich Anglerin bin, dann gibt es nur wenige, die sich gleich angewidert abwenden. Allerdings höre ich fast immer das gleiche Argument, weshalb Frau lieber nicht selbst angeln möchten: ,Ich könnte den Fisch nicht umbringen, er würde mir nämlich viel zu leid tun.

Für die Anglerin ist es die Hauptursache, warum es so wenige Anglerinnen gibt. Sie geht nicht davon aus, dass man eine zart besaitete Person näher an die Thematik heranführen kann: Ich bin der Meinung, dass bei einer derartigen Tätigkeit wie der Angelei ,typisch weibliche Gefühle wie Mitleid nicht oder nur in geringem Maße angebracht sind.

Beim Angeln lernt man nie aus

Ich selbst nehme gerne meinen gefangenen Fisch für den eigenen Verzehr mit nach Hause und kann damit auch dessen Tötung entsprechend mit mir selbst vereinbaren. Felicitas ist selbst gefangener Fisch wesentlich lieber, als der, den es im Supermarkt zu kaufen gibt und über dessen Herkunft, Gesundheit und Frische sie nicht wirklich Bescheid weiß. Ganz nebenbei ist für mich auch das Erlebnis des Fangs an sich, aber alleine schon die Vorbereitung darauf und natürlich der Fakt, draußen in der Natur sein zu können, von enormer Bedeutung.

Ich denke, dass es wichtig ist, Kindern, in diesem Falle Mädchen, von klein auf beizubringen, dass Angeln nicht nur etwas mit der ,Beschaffung von Lebensmitteln und der bloßen Tötung von Tieren zu tun hat, sondern auch, dass es ein sehr naturverbundenes, (ent-)spannendes Hobby sein kann, in dem es unglaublich viel zu entdecken gibt und man dabei nie wirklich auslernt.

Fishing Ladies – Teil II: Constanze Laudage
Fishing Ladies – Teil III: Claudia Knauer
Fishing Ladies – Teil IV: Michaela Brandt

Fishing Ladies – Teil V: Najwa Hussein
Fishing Ladies – Teil VI: Doris Sell
Fishing Ladies – Teil VII: Ivonne Schumacher
Fishing Ladies – Teil VIII: Silke Hahn-Heß
Fishing Ladies – Teil IX: Tina Rottmann
Fishing Ladies – Teil X: Babs Kijewski
Auch im Blinker-Forum wird über die Fishing Ladies diskutiert. Hier geht’s zum Thread…


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