Übersetzungen bei Multis und Baitcaster-Rollen

  • Multis und Baitcaster-Rollen gibt es mittlerweile in einer weiten Palette an Übersetzungen, einige Hersteller produzieren von einem bestimmten Rollenmodell Varianten mit drei verschiedenen Übersetzungen, zum Beispiel Daiwa mit der Zillion-Serie.


    Aber welchen Sinn macht das? Nun, zunächst: Nicht bloß die Übersetzung selbst ist wesentlich, sondern noch ein anderer Parameter, der allerdings mit der Übersetzung zusammenhängt, nämlich der Schnureinzug pro Kurbelumdrehung in Zentimetern.


    Ganz grob, wenn auch nicht hundertprozentig korrekt, kann man folgende Einteilung machen:



    Zitat


    Rollen mit niedriger Übersetzung: Schnureinzug 60cm oder weniger pro Kurbelumdrehung


    Rollen mit mittlerer Übersetzung: Schnureinzug zwischen 60 und 70cm pro Kurbelumdrehung


    Rollen mit hoher Übersetzung: Schnureinzug 70cm oder mehr pro Kurbelumdrehung


    Aber für welchen Typ Bait eignet sich nun welche Übersetzung? Auch hier kann man eine grobe Zuordnung machen. Rollen mit niedriger Übersetzung sind am besten geeignet für Baits, die einfach nur eingeleiert werden und obendrein einen hohen Wasserwiderstand aufweisen. Dazu gehören im wesentlichen:




    Rollen mit hoher Übersetzung hingegen sind am besten geeignet für Baits, die über die Rute animiert werden. Denn dann ist es wesentlich, schnell Schnur aufnehmen zu können, um Köderkontakt zu halten. Dazu gehören:




    Daraus folgt auch, dass Rollen mit mittlerer Übersetzung oft der günstigste Kompromiss sind, wenn man mit einer einzigen Combo möglichst viele Ködertypen verarzten will. Aber man sieht an der Auflistung auch: Für die Mehrzahl der Baittypen auf dem Markt ist eine Rolle mit höherer Übersetzung und einem entsprechend größerem Schnureinzug besser geeignet. Rollen mit niedriger Übersetzung und geringem Schnureinzug sind Spezialrollen für bestimmte Zwecke. Dass sie außerdem mehr Power haben als hoch übersetzte Rollen und das Getriebe mechanisch robuster ist, dürfte klar sein.


    Das heißt nun nicht, dass man, sagen wir, mit einer Rolle, die bloß 60cm Schnureinzug pro Kurbelumdrehung hat, überhaupt keine Jerkbaits fischen könnte. Das geht durchaus, aber im Vergleich mit einer Rolle, die einen höheren Schnureinzug von 70cm oder mehr hat, merkt man den Unterschied sehr deutlich. Mit letztgenannter Rolle geht es erheblich komfortabler, weil der Köderkontakt sich leichter halten lässt. Hat man also noch nicht gekauft und daher die freie Wahl, greift man für Jerkbaits besser zu einer Rolle mit höherem Schnureinzug.


    Andererseits: Fischt man große Muskie-Spinnerbaits, große Bucktailspinner oder große, tief laufende Crankbaits mit entsprechender Tauchschaufel und wählt dafür eine Rolle mit sehr hoher Übersetzung, ist das ungefähr so, als wenn man mit dem Fahrrad im dritten Gang einen 45°-Anhang hochfahren wollte. Das hält man nicht lange durch. Ein Grund, warum solche Baits weltweit fast ausschließlich mit niedrig übersetzten Multis gefischt werden, meist mit Power-Kurbel obendrein. Aber keiner, der noch ganz bei Trost ist, macht das mit einer Stationärrolle über längere Zeit. Denn dann kann man sich auch gleich ein Abo beim lokalen Chiropraktiker dazu buchen.



    Zitat


    Beispiel für eine BC-Rolle mit niedriger Übersetzung: Abu Toro Winch (56cm Schnureinzug pro Kurbelumdrehung, Übersetzung 4,6:1)


    Beispiel für eine BC-Rolle mit mittlerer Übersetzung: Shimano Calais 201-A (65cm Schnureinzug pro Kurbelumdrehung, Übersetzung 6,2:1)


    Beispiel für eine BC-Rolle mit hoher Übersetzung: Daiwa Z 2020 SHL (85cm Schnureinzug pro Kurbelumdrehung, Übersetzung 7:1)


    Anmerkung am Rande: Es gibt Rollen, die ein bisschen abweichen von obigem Schema, da sie bei relativ niedriger Übersetzung dennoch einen hohen Schnureinzug pro Kurbelumdrehung aufweisen. Aber das sind dann aus konstruktiven Gründen zwangsläufig sehr große Rollen, die nur beim Bigbait-Fischen verwendet werden. Beispiele wären etwa die Shimano TranX oder die Abu 7001i.


    Die Angaben der Hersteller bezüglich des Schnureinzugs beziehen sich immer auf eine randvoll gefüllte Spule. Spult man weniger Schnur auf - bei Multis und BC-Rollen ohne Wurfweitenverlust möglich -, reduziert sich das natürlich.


    Generell geht der Trend vor allem bei Baitcaster-Rollen in Richtung immer höherer Übersetzungen, Schnureinzüge von 80cm und mehr pro Kurbelumdrehung sind keine Seltenheit mehr. Der Einwand, BC-Rollen und Multis seien "zu langsam" im Vergleich zu Stationärrollen, traf vor 20 Jahren zu, aber heute nicht mehr.


    Zum Vergleich: Eine Shimano Stella 4000 hat einen Schnureinzug von 80cm pro Kurbelumdrehung; die kleineren Modelle aus der gleichen Serie haben weniger. Moderne BC-Rollen können da mittlerweile spielend mithalten.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!