Wels ungeziefer?

  • Hi Leute,
    wieso genau wird der Wels oft als Ungeziefer angesehen? Ich meine jetzt speziell in Gewässern, wo er nicht überpopuliert vertreten ist. Meiner Meinung nach ist der Wels ein deutlich besserer Speisefisch (wenn nicht zu alt) als der Hecht und dieser wird im direkten Vergleich schon fast eher vergöttert. Was denkt Ihr?
    LG

  • Die meisten Angler sind einfach nicht genug aufgeklärt wie viel Welse im Jahr fressen (ca ihr eigenes Körpergewicht) und die Größe lässt vermuten dass sie nur fressen. Dabei liegen Welse oft tagelang passiv am Grund bis sie wieder auf Raubzug gehn. Manche Angler beschweren sich dass sie viel weniger fangen, das hat eher mit falschen Besatzmaßnahmen, steigender Wasserqualität und Schwarzanglern zutun als mit der Fressmaschine Wels. Ein Tier würde nie seinen eigenen Lebensraum zerstören oder die vorhandenen Nahrungsressourcen deutlich schmälern um dann später Beuteknappheit zu erfahren! In Gewässern mit vielen Welsen gibt es in der Regel auch viele Beutefische (zb Ebro und Po). Sind dagegen nur wenige Beutefische vorhanden werden auch die Welse zurückgehen bzw der Bestand aller Räuber.
    Es gibt eine Fraß-Rechnung mit der man ca (!) ausrechnen kann wie viel Kilo ein Wels in der Woche frisst.
    Ein 2m Wels wiegt ca 50kg. Im halben Jahr frisst er ca 25kg, im viertel 12,5kg und in 30 Tagen 4 Kg. Das sind in der Woche ca 1 Kilo Fisch! Dazu kommt dass es nicht mal unbedingt Fisch sein muss, denn Welse fressen ja bekanntlich auch Würmer usw. Ein Hecht frisst in der Woche weit mehr. Den Großteil des Nahrungsbedarfs nehmen Welae im Frühjahr zu sich ca 40%, im Spätjahr wieder ca 40% und die restlichen 20% bei günstigen Wetterfaktoren.


    So ich hab fertig :D
    Lg Achim

  • Der bei manchen schlechte Ruf des Welses liegt wohl darin begründet, dass er von manchen Vereinen etc. in Gewässer eingebracht wurde, wo er nie vorkam und das oft auch noch in zu grosser Anzahl. Dies als sogenannter Attraktivitätsbesatz und "damit man halt auch Welse drinnen hat". Das war ein Irrweg. Dort wo der Wels einen natürlich vorkommenden Bestand hat, dort reguliert sich der Bestand von selbst. Wenn man freilich in kleinen Baggerseen und Schottergruben mit eingebrachtem Karpfen- Schleien- und anderem Besatz Welse aussetzt, dann braucht man sich über die Folgen nicht zu wundern...


    Grüsse
    Heinz

  • Hi! Bei aller Romantik - so stimmt das nicht.. .
    Einen 50kg Fisch hatte ich persöhnlich noch nicht im Aquarium, aber ich kenne einen Kraftwerksbetreiber in Frankreich der einige noch grössere Tiere mit etlichen Kleinen in einem gigantischen Becken hält.
    Die Fressen bei hohen Temperaturen ganz locker ihr eigenes Köpergewicht pro Monat - kleinere deutlich mehr.. .
    Das Tiere ihr eigenes Habitat nicht zerstören, ist ebenfalls eine gern geglaubte Mähr.
    Und im Ebro sieht man sehr schön wie der Wels (und leider auch die Angler..) die Bestände an Kleinfisch fast völlig vernichtet hat.
    Welse können tatsächlich recht problematisch werden, auch wenn "spezialisierte" Angler das gerne verneinen.. .
    Petri


    PS: Und wer das nicht glauben mag, sollte mal an einen Besuch des "Aquarium Val de Loire" östlich von Tours denken.
    Da einfach mit dem zuständigen Pfleger sprechen - die sind super freundlich und auskunftfreudig.
    Die Welse sind übrigens alle mit der Angel gefangen... .

  • Hi! Natürlich kann man nicht zu 100% vom Aqurium auf die Natur schließen, aber es kommt nahe ran - besonders wenn die Aquarien gut 100 und knapp 200m³ groß sind.
    Ob die Futterfische nun besser flüchten können oder nicht.... dürfte eine eher untergeordnete Rolle spielen. Man könnte ja auch annehmen daß der Waller weniger fressen muß wenn er einfacher jagen kann... .
    Welse fressen ab 20° Wassertemperatur richtig viel, und bei 25° wirklich Unmengen - da geht das eigene Körpergewicht pro Woche und mehr... .


    Zum Po kann ich nicht viel sagen, zu Rhone, Loire und Ebro schon.
    Muß leider weg - später mehr....


    Petri

  • Welse laichen ab 20ºC Wassertemperatur und sind dann hauptsächlich mit was anderem als fressen beschäftigt. Lediglich die kleinen hauen sich da noch den Bauch voll. Sollte das Wetter sich krass wenden fangen natürlich auch die großen wieder an und hqun sich die Mägen voll.
    Die Bestände am Ebro können ja nicht so schlecht sein, jedes Jahr fahren genug Angler wegen Zandern, Schwarzbarschen und Karpfen dort hin.

  • Ich bin begeisterter Waller Angler. Warum auch nicht?
    Für mich ist das der faszinierendste sowie am schwersten zu beangelnde Fisch überhaupt.
    Demzufolge sehe ich den Waller nicht als Ungeziefer
    sondern als Bereicherung in unseren Gewässern.
    Der Waller hat selbstverständlich Konkurrenten und Fressfeinde
    wie Barsch, Zander und Hecht, zumindest in der Kinderstube.
    Wo alle Räuber nebeneinander vorkommen, wird es deshalb nie zu einer
    Überpopulation kommen können.
    Ich könnte mir vorstellen, dass gerade Zander sich auf Wallerbabies einschießen, da beide Fischarten ähnliche Lebensweisen haben.


    In kapitalen Größen dient er als "Gesundheitspolizist" wie kein anderer Raubfisch, da er leichte Beute wie tote, kranke und auch sehr große Fische aufnimmt.


    Also warum sollte man den Waller stets verteufeln?
    (Provokant zurück gefragt)

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