Albino-Wels – Ausnahmefisch bei Gluthitze

Es war ein Ausnahmefisch, ein Wunder der Natur, mit dem Johann Troppacher an einem herrlichen Julimorgen das Vergnügen hatte. Sein Ausharren auf der sengend heißen Sandbank hatte sich gelohnt und bescherte ihm den schönsten Fang seines Lebens: einen Albino-Wels!

Die Geschichte spielte auf einer Sandbank, unweit des Hafens von Cremona, im oberen Mittellauf des Fiume Po in Italien. Ich hatte hier mein Lager aufgeschlagen um auf Wels zu angeln und war alleine unterwegs. Meine Guidinggäste kamen erst am nächsten Tag an. Seit den frühen Morgenstunden schien die Sonne auf die Sandbank, weit und breit war keine einzige Wolke am Himmel zu sehen. Die Temperatur lag jenseits der 30 Grad Celsius und schwüle Hitze hatte sich über die Po-Ebene gelegt. Ich war gerade damit beschäftigt, alles zum Auslegen der Angeln vorzubereiten, als mir mein Kreislauf einen Strich durch die Rechnung machte. Die Schweißperlen standen mir im Gesicht. Nein, das ist untertrieben: Die Schweißperlen tropften von meiner Nase. Kommando zurück! Es war unmöglich, sich bei diesen Wetterverhältnissen auch nur ansatzweise körperlich zu betätigen. Die Sonneneinstrahlung von allen Seiten war unerträglich. Ich suchte Abkühlung im Fluss. Das Wasser hatte zum Glück nur 16 Grad Celsius.

Schattenjäger auf Wels-Abenteuer

Dann musste ich in den Schatten flüchten. Schatten? Nur mein Brolli warf einen kleinen Fleck unter dem ich mich zusammenkauerte. Eigentlich war ich voller Tatendrang, die Rigs und die Steine für die Montagen waren soweit vorbereitet und ich hatte ein paar gute Köderfische im Setzkescher, die ich am frühen Morgen beim Feedern abgreifen konnte. Doch die sengende Sonne zwang mich zum Nichtstun. Ich ließ meinen Blick über die Landschaft schweifen – Hitzeflimmern. Kein Mensch weit und breit, sogar die Stippfischer, die am Morgen das Ufer belegt hatten, waren verschwunden. Für einen Moment überlegte ich, ob ich mir nicht einen anderen Platz suchen sollte, einen Platz mit wenigstens einem Baum.

Aber diese Sandbank bzw. das angrenzende Naturufer war einfach zu vielversprechend. Ich hatte bereits am Vortag alles ausgekundschaftet, über und unter Wasser mittels Echolot. Die Sandbank fiel die ersten paar Meter sehr flach ab und dann folgten zwei Kanten, die ins Naturufer führten. Dieses steil abfallende Ufer war gesäumt von totem Geäst und ganzen Bäumen, die weit ins Wasser ragten. Dazwischen lagen tiefe Pools – perfekte Stellen zum Auslegen. Außerdem war der Wasserstand vergangene Nacht ordentlich gefallen und die Sandbank ragte nun weit in den Fluss hinein. Dieser Umstand spielte mir gut in die Karten, denn so konnte ich die Angeln in optimalem Winkel in den Pools am Naturufer auslegen. Die Bedingungen waren ideal, ich konnte diesen Platz unmöglich verlassen. Also harrte ich die Mittagsstunden unter meinem Brolli aus. 

Perfekte Aussichten

Irgendwann am Nachmittag wurde es plötzlich dunkel und ich kroch unter meinem Brolli hervor. Eine riesige Wolke hatte sich vor die Sonne geschoben. Hinzu kam eine leichte Brise, die für ein wenig Abkühlung sorgte. Ich nutzte die Gelegenheit und machte mich schnell an die Arbeit, denn es sollte so bald wie möglich Ruhe am Platz herrschen. Als ich die Rutenhalter am Ufer aufstellte musste ich fast schmunzeln. Die Perspektive war perfekt. Das Wasser war während meines Ausharrens noch weiter zurückgegangen und der Winkel zum Naturufer war jetzt wirklich optimal.

Die Angeln waren soweit vorbereitet für das Auslegen mittels Steinmontage. Bei allen dreien verwendete ich als Hauptschnur die „Battle Cat Line Baitfish“ und mein Lieblingsvorfach, das Kombi-Rig. Dafür kam die „Black Cat Mono Line“ 1,20 Millimeter in Kombination mit der „Black Cat Rubber Coated Leader“, mit einer Tragkraft von 100 Kilogramm zum Einsatz. Die Vorfächer hatte ich auf eine Länge von ca. 2,5 Meter gebunden. In den Sommermonaten angle ich gerne längere Vorfächer. Die Waller sind aktiv und die Köderfische haben so viel Bewegungsfreiheit um den Waller zu reizen.

Ich schnappte mir die erste Angel. Als Köderfisch verwendete ich einen kleinen Rapfen, den ich mittels einem Drillings in der Größe 2/0 sowie einem Haken der Größe 5/0 anköderte. Schließlich stieg ich ins Boot und steuerte eine Stelle in ca. 350 Metern Entfernung an. Sorgfältig platzierte ich den Köder mit der Steinmontage in 3 Meter Tiefe. Beim Zurückfahren legte ich die Schnur auf ein paar Überhängende Äste auf. Diese Maßnahme ist zwar nicht einfach, da man mit dem Boot dicht ans Geäst ranfahren muss, doch auf diese Distanz unbedingt notwendig um sicherzugehen, dass die Schnur für die nächsten Stunden sauber bleibt und keinen Unrat einsammelt.

Mit den anderen beiden Angeln verfuhr ich ähnlich und legte sie in kürzerer Entfernung am Naturufer aus. Soweit, so gut! Zu guter Letzt montierte ich noch die Welsglöckchen und drehte die Spulen fest. Als ich mit allem fertig war verzog sich die Wolke, die sich hartnäckig am Himmel gehalten hatte. Die Sonne kam wieder hervor und bescherte mir einen wunderschönen Sonnenuntergang. Der Abend verging ohne Aktion an den Angeln. Ein bisschen enttäuscht legte ich mich nach den Strapazen des Tages schlafen.

Schattenspender Wolke: Für Johann ein kurzer Moment der Abkühlung. Foto: privat

Schattenspender Wolke: Für Johann ein kurzer Moment der Abkühlung. Foto: privat

Der Albino-Wels – Ein unvergesslicher Morgen

Um 5:45 Uhr weckte mich der Ton, von dem ich mich am liebsten wecken lasse: Die Welsglöckchen ertönten schrill. Ich war sofort hellwach und konnte sehen, wie sich eine Angel beinahe in Halbmondform nach unten bog. Es war die Rute, die in 350 Meter Entfernung ausgelegt war. Ich sprang auf und nahm die Angel in die Hand, was gar nicht so einfach war bei dem Druck. Dann stieg ich ins Boot und fuhr los. Vom Bissverhalten her vermutete ich einen guten Fisch. „Hoffentlich schwimmt der nicht ans Ufer…“, dachte ich mir noch. Beim Näherkommen realisierte ich bald, dass der Fisch genau das gemacht hatte. Die Schnur führte mich direkt ins Geäst. Verdammt! Ich musste die Schnur gleich zwei Mal aus den Ästen befreien. Das dauerte zwar nur Sekunden, kam mir jedoch ewig vor und kostete mir einige Nerven. Ich dachte schon, dass ich den Fisch verloren hatte. Doch plötzlich baute sich wieder Spannung an der Schnur auf und dann ging`s richtig ab.

Der Fisch schwamm in die Mitte des Flusses und stellte sich in die Strömung. Genau so hatte ich das geplant. Es folgte ein Mega-Drill im Morgengrauen. Und dann kam dieser Moment, den ich so schnell nicht mehr vergessen werde. Der Moment, in dem sich das Tier mir zeigte. Ich traute meinen Augen nicht. Was ich sah war… WEISS! Ein riesiger halbweiß gefärbter Körper kam an die Oberfläche. „Oh mein Gott, das gibt`s nicht. Was ist…“ Ich hatte noch gar nicht realisiert, was gerade abging, da drehte der Wels auch schon wieder ab. In dem Moment fühlte ich ein kleines „Tock“ an der Angel – der Haupthaken war raus. „Fu**! Nein, bitte nicht!“

Adrenalin schoss in meinen Körper. Wenn ich meinen Augen glauben konnte, hatte ich einen riesigen Albino-Wels oder auch Mandarin-Wels genannt am Haken – und zwar nur noch an einem kleinen Einzelhaken. Meine Nerven lagen endgültig blank. Ich versuchte mich zu beruhigen. Ganz vorsichtig drillte ich mich ran und bald konnte ich den Fisch wieder sehen. Er war immer noch weiß, meine Augen hatten mich nicht getäuscht. „Ok, alles oder nichts!“, dachte ich mir.

Ich holte tief Luft, griff dem Waller mit der bloßen Hand ins Maul und hob ihn ins Boot. In dem Moment als die Schwanzflosse des Tieres über die Reling glitt, sprang ich in die Luft! Vor mir lag ein riesiger Fisch, der irgendwie anders aussah, als alles was ich bisher gefangen hatte. Es handelte sich tatsächlich um einen Albino-Wels  mit einer Länge von 2,14 Meter. Ich war happy, aber so was von, das könnt Ihr euch gar nicht vorstellen!

 Johann Troppacher mit seinem Albino-Wels. Foto: privat

Johann Troppacher mit seinem Albino-Wels. Foto: privat

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht fuhr ich wieder an Land. In meinem Boot ein wunderschönes Tier, das in den Strahlen der aufgehenden Sonne glänzte. Ich konnte mich gar nicht satt sehen an den bunten Farben, die sich auf seiner hellen Haut spiegelten. Diese vielen Gelb- und Rottöne! Das war die Geschichte zum Naturschauspiel Albino-Wels, den ich an diesem Morgen fangen durfte. Alles hatte zusammengepasst: die Bedingungen am Wasser, die Montage, der Köder und die Stelle die ich gewählt hatte. Mein Ausharren in der Hitze auf der Sandbank war Gold wert und bescherte mir einen Fang der Extraklasse – ein äußerst seltenes Exemplar der Gattung Wels.

Nicht nur selten, sondern auch noch riesig: Der Albino-Wels von Johann Troppacher. Foto: privat

Nicht nur selten, sondern auch noch riesig: Der Albino-Wels von Johann Troppacher. Foto: privat

 


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